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Olfaktorischer Umbruch

Mit dem Reservespieler Michael Jordan bekommen die Washington Wizards zunehmend Geschmack am Siegen

BERLIN taz ■ „Eigentlich war ich bloß der Lockvogel“, erläuterte Michael Jordan seine Rolle in den letzten Sekunden des Basketball-Matches seiner Washington Wizards gegen Champion Los Angeles Lakers. 2,9 Sekunden waren noch zu spielen, da bekam Jerry Stackhouse den Ball, flutschte, während Jordan die Defense ablenkte, fast ungehindert zum Korb und legte ihn gerade noch rechtzeitig zum 100:99-Sieg für die Wizards hinein. „Sie haben mich angeschaut, als wäre ich eine Option“, freute sich Jordan diebisch über den Coup, der gleichzeitig belegte, wie sehr sich seine Rolle gewandelt hat.

Früher, da gibt es keinen Zweifel, wäre er die einzige Option für den letzten Spielzug gewesen, jetzt begnügt er sich mit dem Job der Hilfskraft. Anstatt in der Startformation zu stehen, kommt er von der Bank, was ihn nicht hindert, an guten Abenden, wie gegen die Lakers, satte 25 Punkte beizusteuern. Tags drauf beließ er es in Cleveland bei 12 Zählern. Washington gewann auch dieses Spiel (93:79) und hat eine Bilanz von 4:3 Siegen, was Jordan zu einem drastischen Vergleich mit den Wizards des Vorjahres animierte: „Wir stinken längst nicht so schlimm.“

Mit Jerry Stackhouse hat man sich einen zuverlässigen Scorer an Land gezogen, Bryon Russell und Charles Oakley bringen dem komplett umgestalteten Team Erfahrung und Defense, Larry Hughes jugendliche Dynamik. Den Kitt für das Ganze liefert aber nach wie vor Michael Jordan – mit Punkten, Rebounds, Assists, vor allem aber jener Siegermentalität, die ihn stets umgab. Das alles garniert mit neuer Bescheidenheit. „Solange wir gewinnen“, so der 39-Jährige zufrieden, „sehe ich nicht, warum wir etwas ändern sollten.“ MATTI

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