Oldenburger erwischt: 500 Kilo Nebenjob
■ Chef eines internationalen Drogenrings in Sardinien zu 13 Jahren Haft verurteilt
Oldenburg. Ein italienischer Gastwirt aus Oldenburg ist in Cagliari auf Sardinien als Kopf eines weltweit operierenden Drogenringes zu 13 Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden. Die Polizei aus Oldenburg und ihre italienischen Kollegen waren dem 49jährigen Mann, der in Oldenburg mehrere Gaststätten betrieben hatte, in zweijähriger Ermittlungsarbeit auf die Spur gekommen.
Er war in einer Aktion der gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) von Zoll und Polizei im März 1997 festgenommen worden, teilte die GER am Dienstag in Oldenburg mit. Nach seiner Auslieferung nach Italien hatte er ein umfassendes Geständnis abgelegt. Demnach sind er und seine in mehrere „operative Zellen“unterteilte Organisation für den Schmuggel und Handel von 200 Kilogramm Heroin und 300 Kilogramm Kokainpaste verantwortlich.
In Oldenburg pflegte der Mann ein unauffälliges Leben als Gastwirt mehrerer Szenelokale in der Innenstadt. „Der Sprung vom Mafioso zum smarten Unternehmen war perfekt eingefädelt und fast gelungen“, sagte ein Sprecher. „Ihm war es gelungen, sein Geschäftsgebaren derart zu tarnen, daß der Nachweis illegaler Aktivitäten nur schwer zu erbringen war.“Der Gastwirt und seine Komplizen nutzten die Region um Oldenburg vor allem „als Ruheraum und Rückzugsgebiet, um von dort aus die international verflochtenen Straftaten vorzubereiten und anzuschieben“, sagte der Sprecher. Zu dem kriminellen Zirkel gehörten nach den Ermittlungsergebnissen weltweit etwa 20 Personen.
Die Drogen wurden aber nach Erkenntnissen der Polizei nicht auf den Märkten in Norddeutschland verkauft. Sie wurden aus Südamerika vorwiegend nach Sardinien und in andere europäische Länder geschmuggelt und dort verkauft. Im Oktober 1995 hatten die Oldenburger Beamten der GER erste Hinweise auf die Gruppe. Die Spuren führten sie zunächst nach Bochum. Auch dort waren Italiener wegen großer Drogengeschäfte zwischen Bolivien und dem belgischen Antwerpen aufgefallen.
Parallel dazu nahmen die Oldenburger Kontakt zu den Behörden auf Sardinien auf. „Zu strategischen Absprachen gab es enge Kontakte zwischen den Staatsanwaltschaften in Oldenburg und Cagliari“, sagte der Sprecher. „Mehrere Dienstreisen waren erforderlich, um Beweismittel auszuwerten und gemeinsame Konzepte zu erarbeiten.“dpa
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