■ Kommentar: Okkulter Sparzwang
Hamburgs Museen sind schon so hoffnungslos überfüllt, daß nun der Nachwuchs lieber draußen bleiben soll. Nur so ist die neue Gebührenordnung für die Staatlichen Museen Hamburgs zu begreifen. Denn der bisherige Passus, daß Schülerinnen und Schüler die Dienste der Museumspädagogen (MPD) kostenlos nutzen können, wurde ersatzlos gestrichen. Statt dessen sollen Lehrer nun für die Führung ihrer Klasse zwischen 60 und 90 Mark bezahlen, die sie von den ihnen Anbefohlenen einsammeln müssen (“Der Museumsbesuch kostet ungefähr drei bis fünf Mark, kommt drauf an, wieviele mitkommen“).
Kostenlos sind nur noch Führungen ohne Begleitung durch den MPD; wichtige Impulse und Anregungungen für den Unterricht dürften somit in Zukunft entfallen. Geld wird dabei kaum gespart, denn die Museen müssen mehr Aufsichtspersonal einstellen, um die tobenden oder pubertierenden Heerscharen im Blick zu haben. Diese neuerliche Gebührenerhebung, deren Spareffekt eher im Okkulten blüht, trifft gemeinerweise und wieder genau die, denen ohnehin der Weg ins Museum nicht durch die Familie oder das Gymnasium geebnet wird.
Es sei alles nur ein Versuch, so die Kultursenatorin, und falls die Klassen 1994 wegblieben, werde die Regelung eben kurzerhand wieder abgeschafft. Angesichts des mühsamen Aufbaus des MPD im vorigen Jahrzehnt ist das eine fahrlässige Betrachtungsweise einer Kultursenatorin. Um eventuell einen Kleckerbetrag einzusparen, läutet sie das Ende der Lehrmittelfreiheit in Hamburg ein. Die Schulbehörde hat's bis jetzt verschlafen.
Julia Kossmann
Bericht Seite 18
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