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■ Ohne SchnörkelEhrliche Jazz-Balladen

Der Jazzmusiker und -kritiker Michael Naura nannte ihn „einen der begabtesten und gleichzeitig unauffälligsten Musiker unseres Landes“: den Philosophen auf dem Flügelhorn, den Trompeter, Komponisten und Graphiker Herbert Joos. Er fügt sich nicht den Erwartungen der Public Relations, vielleicht sind deshalb Kritiken seiner nunmehr rund zwei Dutzend Platten selten in den dominanten Medien zu finden. Doch gerade seine konsequente Haltung und Musik sollten mehr beachtet werden, zum Beispiel, wenn auch etwas verspätet, im Fall der CD „Ballade Noire“ (free flow ffm 0392, über 2001-Versand).

Im Trio mit Paul Schwarz (Piano) und Jow Koinzer (Percussion) präsentiert Joos sieben Balladen, wovon drei Standards (u. a. von Cole Porter) zu einem Medley zusammengefaßt und zwei in alternativen Takes zu hören sind. Doch das ist kein Kuscheljazz; hier sind Balladen nicht einfach langsame Stücke. Vielmehr werden in einer Art partnerschaftlichem Gespräch durch das Medium Musik gefühlvolle Motive und kleine Themen entwickelt, die sich im Grenzbereich von modalem und freiem Jazz bewegen. Dabei hat jeder Raum, eigene Ideen solo oder dialogisch voranzutreiben. Joos, mit samtenem Ton auf dem Flügelhorn, bevorzugt wehmütige, aber nicht verzweifelte moods; Schwarz profiliert sich mit kontrollierten Ausflügen in impulsive Kaskaden, wenn er nicht zurückhaltend begleitet, während Koinzer sein Instrumentarium zu differenzierten, oft nur getupften Akzenten einsetzt und den Swing der Stücke mehr unterstützt als setzt.

Dies ist eine Musik ohne überflüssige Schnörkel und erst recht ohne Schmalz. Pausen haben eine beredte Bedeutung; die Musiker lassen sich Zeit. Deshalb wirken diese Balladen unprätentiös, ehrlich und doch spannend — entspannend. Eine Musik, die vom Herzen kommt und die Herzen anspricht. Hans-Dieter Grünefeld

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