: Ohne Scheckheft kein Zutritt
■ Protestierende Studenten konnten am Tag der offenen Tür nur einen Fuß ins Rote Rathaus kriegen. Eberhard Diepgen versprach Gespräch "irgendwann im Mai". Aktionswochen der Studis dauern an.
Studierende rannten nicht gerade offene Türen ein, als sie am Samstag den Tag der offenen Tür im Roten Rathaus besuchen wollten. Dorthin hatte Eberhard Diepgen die Bürger der Stadt geladen, um am Vortag der Volksabstimmung zwischen Bulettenbergen und Kaffeetassen über die Fusion zu informieren. Die Veranstalter hätten wohl befürchtet, daß die Studenten Unruhe stiften könnten, vermutet Tilmann Schröder, Erziehungswissenschaftler an der FU.
„Allen, die wie Studenten ausgesehen hätten“, sei zeitweise der Zutritt verwehrt worden. Schließlich habe Diepgen persönlich dafür gesorgt, daß sie doch eingelassen wurden. Doch die Bedingungen diktierte er: nur gegen Erwerb eines „Scheckheftes“ für zehn Mark. Mit dieser Eintrittskarte konnten die Studenten bei einer Podiumsdiskussion ihrem Protest gegen die Bildungssparmaßnahmen durch Zwischenrufe zumindest etwas Luft machen.
Diepgen indes versuchte, bei den Studenten gut Wetter zu machen: „Wenn die Studenten im Moment nicht demonstrierten und das Gespräch mit der Politik suchten, wären sie keine Studenten“, sagte er und zog sich mit studentischen Vertretern zu einem kurzen Gespräch in sein Amtszimmer zurück. Er versprach der Delegation einen längeren Gesprächstermin für „irgendwann im Mai“.
Wildes Zelten gegen wildes Sparen
„Studis senken Lebensstandard“ lautet das Motto, unter dem am Sonnabend die „Grundstange“ für ein Zeltdorf auf dem Nordcampus der TU gelegt worden ist. Die ersten fünf Zelte sind inzwischen aufgeschlagen. Mindestens für die kommende Aktionswoche wollen Studierende dort leben. Zwischen den Zelten soll so lange ein Feuer brennen, bis „das Haushaltsstrukturgesetz gemäß den Forderungen des Bündnisses gegen Sozialabbau zurückgenommen wird“, heißt es in einer Pressemeldung.
„100 Jahre Film ist genug“, diesen Titel haben die Theaterwissenschaftler ihrer Aktionswoche gegeben, die als „Solidaritätsveranstaltung zum Erhalt der Film- und Fernsehwissenschaften an der FU“ angekündigt ist. In der kommenden Woche werden am Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften der FU täglich mehrere Filme gezeigt. Vorträge, Podiumsdiskussionen und Werkstattgespräche ergänzen das Programm. So wird heute der Filmwissenschaftler Peter Nau um 13 Uhr einen Vortrag zum Thema „Film und Realität“ halten und dazu den Streifen „Nacht und Nebel“ von Alain Resnais vorführen. Das Wochenprogramm liegt im Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in der Mecklenburgische Straße 56 in Wilmersdorf aus. Stephanie v. Oppen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen