piwik no script img

Oh Zeiten, oh Blicke, oh Röcke!

Die Schauspielerin Karin Baal 1960 auf dem Weg zum Eröffnungsempfang der Berlinale, der damals noch im Palais am Funkturm stattfand:

„Das war vielleicht was! Wenn ich mich an diese paar Schritte am Spalier entlang erinnere, wird mir heute noch ganz flau. Aber irgendwie bin ich auch stolz darauf, damals dabei gewesen zu sein – hört sich jetzt wie ’ne Oma an, oder? Aber damals war das noch ein ganz großer Rahmen, Berlin lag einem echt zu Füßen. Man wurde vorgefahren, man wurde hofiert, bejubelt und gefeiert. Es gab einen richtigen roten Teppich, nicht so ein synthetisches Ding, und die Fans standen da. Und zwar richtige Fans, die auf uns warteten, nicht nur irgendwelche Passanten, die einfach gucken wollten. Man ging da durch und fühlte sich wie Kleopatra – wie in Eselsmilch gebadet. Damals hatten die Filmfestspiele noch wirklichen Stil. Jetzt ist das alles ein bisschen anders geworden. Die Stadt hat irgendwie ihr Bewusstsein für den Glamour verloren. Schade eigentlich. Aber kein Wunder, wenn man sich die kleinstädtischen Einkaufspassagen am Potsdamer Platz so anguckt.

Das war aber schon vor dem Umzug so. Als ich bei einer der letzten Berlinalen mit dem Taxi vorfahren wollte, maulte der Chauffeur doch glatt, es sei ihm da aber zu voll, und er wolle doch lieber ein Stückchen weiter weg halten. Dem hab ich natürlich was erzählt, und dann sind wir richtig vorgefahren. Das gehört sich ja wohl immer noch so.“Foto: Stiftung deutscheKinemathek Sammlung Köster

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen