: Oh Nordmanntannenbaum, oh Nordmanntannenbaum
Der Dezember steht vor der Tür, und wie immer in diesen Tagen werden viele von uns noch schnell nach Adventskalendern für ihre Liebsten suchen. Wie in jedem Jahr werden wir vor schwierigen Fragen stehen: Soll es die aufwändige Variante sein, für die man in die partnerlosen Socken Kleinigkeiten tut und alles auf einer Schnur drapiert? Die Luxusausgabe mit 24 Überraschungseiern kann es heuer nicht werden. Also lieber einen billigen Schokokalender für magere Zeiten wie diese? Die Version aus Papier mit bunten Bildchen? Nein, jetzt kann uns geholfen werden, heute soll es ein ganzes Buch sein, weder zu teuer noch zu arbeitsintensiv, in seiner neunten Ausgabe gestaltet vom Zeichner Nikolaus Heidelbach („Engel & anderes Geflügel 9“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2002, 7,90 €). In diesem Adventskalender kann man Tag für Tag eine Seite aufschneiden, die linke Seite nach alter Bravo-Tradition allmählich zum glamourösen Starschnitt eines Tannenbaums zusammenkleben und auf der rechten Seite den größten Teil des Dezembers auf den Fortgang einer wunderschönen Bildergeschichte gespannt seinen. Tag für Tag stimmt sie einen ein auf das Schönste, das Aufregendste am ganzen Fest: auf den jährlichen Klau eines Weihnachtsbaums. Nun soll es ja arme Stadtkinder geben, die immer nur Nordmanntannen kaufen gehen, früher 20 Mark, heute 15,90 €. Für diese gilt: bloß aufs Land, am besten in ein kleines Dorf! Und dann, kurz vor der Bescherung, wenn es schon dunkel ist, ab in den Wald! Bei dieser Monokulturpflanzung ist doch eh nichts mehr zu retten, von wegen Waldsterben oder so. Wer sich nicht traut, der kann ja zum Förster gehen und sich einen Schein holen. Hat im letzten Jahr nur sieben Mark gekostet. SM
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