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Offener Brief -betr.: Sparmaßnahmen im sozialen Bereich

Betr.: Sparmaßnahmen im sozialen Bereich

Wir sind eine Gruppe von betroffenen Frauen*, die sich einen Vortrag bei der Beratungsstelle „Frauenperspektiven e.V.“ über die Umstrukturierungen im Drogenbereich angehört hatten.

Die Beratungsstellen sollen Ziele für ihre Arbeit formulieren und es wird überprüft, ob die Ziele erreicht wurden. Gelder werden davon abhängig vergeben. Wir denken, daß wir keine „freie“ Beratung mehr bekommen und sehen uns in eine Schublade gedrängt. Außerdem glauben wir, daß es nicht mehr um unsere Person geht, sondern nur darum, ob die Beratungsstellen ihre Ziele erreichen. Hierbei ging es unter anderem um die Einführung des HIV-Codes, der sich aus unserer Postleitzahl, einem Buchstaben und unserem Geburtsdatum zusammensetzt.

Sollte das von Seiten der Behörde Geforderte durchgesetzt werden, werden wieder einmal Rückschritte gemacht. Unsere Anonymität wäre nicht mehr gesichert und darin sehen wir eine Gefahr für uns. Unser Vertrauen zu der Beraterin wäre gestört, da wir immer in der Angst wären: was gibt sie weiter, welche Personen erfahren noch von unserer Geschichte.

Da der Weg in eine Beratungsstelle für uns nicht sehr leicht fällt, denken wir, daß durch die geforderte Bürokratisierung viele von uns noch mehr abgeschreckt werden!

Wir haben Kenntnis davon, daß zur Zeit die Verhandlungen zwischen der Behörde und den Beratungsstellen geführt werden.

Wieder einmal wird von sogenannten Fachmännern/-frauen über uns betroffene Frauen geredet und entschieden. Aus diesem Grund wählen wir diese Form, um unsere Meinung darüber loszuwerden.

*Namen sind der Redaktion bekannt.

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