■ Kommentar: Offenbarungseid
Hinter den Kulissen der nichtöffentlichen Wirtschaftsförderungsausschüsse hat das Bremer Wirtschaftsressort gestern den Offenbarungseid geleistet: Trotz mehrjähriger Verhandlungen über die sog. „Neustrukturierung“ gibt es keinerlei Planungen, was aus dem Werftgelände am Kai werden soll. Bisher nur ein Holzlager .
Und die Quittung für den Flop, den sich die Bremer Wirtschaftspolitik auf dem Gelände seit 10 Jahren leistet, scheint so peinlich zu sein, daß nicht einmal die eigene Koalition mitspielte. Das vertrauliche Nicht-Papier schweigt sich aus darüber, seit wann Grunau seine Pacht nicht mehr zahlt und wieviel aufgelaufen ist. Und warum hat Bremen den Vertrag nicht längst fristlos gekündigt?
In dem zurückgehaltenen „Nicht-Papier“ wird für das Mahndorfer Grunau-Grundstück, das die Stadt 1988 ihm teuer abgekauft hat, eine ganz neue Perspektive beschrieben: Grunau soll es solange behalten und nutzen dürfen, bis der Helgen V des AG-Weser-Geländes zugeschüttet und darauf ein Ersatz-Halle errichtet ist. Allein die Planungsprozesse dafür dürften Jahre dauern. Warum hat Bremen dafür 4 Millionen an Grunau gegeben?
Zwischen dem 23. November und dem 9. Dezember 1993 hat das Wirtschaftsressort dann die Konzeption, die es seit Jahren in den Verhandlungen mit Grunau verfolgt, über den Haufen geworfen und würde ihn nun am liebsten ganz los. Mal sehen, was das neue Jahr bringt. Auf dem AG-Weser-Gelände ist dann schon im fünften Jahr tote Hose. Sage einer, Bremens Wirtschaftsförderer brauchten dringend Gewerbeflächen! Klaus Wolschner
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