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Özals Ängste im Golfkrieg

■ Der Städtekrieg zwischen Iran und Irak flammte nach dem Besuch des Türken–Premiers in Ankara wieder auf / Irak meldet Erfolge gegen Kurden / Türkei konzentriert Truppen an der Grenze zum Irak

Berlin/Istanbul (taz) - Kurz nachdem der türkische Ministerpräsident Turgut Özal einen Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad beendet hatte, ist der Städtekrieg zwischen Iran und Irak nach einer zweitägigen Pause am Sonntag wieder voll entbrannt. Nach irakischen Luftangriffen auf Öleinrichtungen in Isfahan und Täbris beschoß Iran wirtschaftliche Anlagen in Basra im Süden und Kirkuk im Norden des Irak. Beide Seiten warfen dem Gegner vor, Wohngebiete bombardiert zu haben, und sprachen von Opfern unter der Bevölkerung. Bereits am Samstag meldete die Militärführung in Bagdad die Rückeroberung einiger Hügel im Nordosten des Landes. Außerdem sei eine kurdische Hochburg in der Provinz Suleimaniyeh überrannt worden. Dabei habe es auf seiten der Kurden zahlreiche Tote und Verwundete gegeben. Unter dem Oberbefehl von Jalal Talabani stehende Einheiten seien in mindestens einem Dutzend Ortschaften geschlagen worden. Talabanis „Patriotische Union Kurdistans“ kämpft für eine Autonomie in irakisch–Kurdistan und ist derzeit mit Iraks Kriegsgegner Iran verbündet. Das Bündnis mit den irakischen Kurden hatte dem Iran jüngst Erfolge bei Halabja, dem Schauplatz des irakischen Giftgaseinsatzes, beschert. Die Verlagerung iranischer Vorstöße an den nördlichen Frontabschnitt dürfte nicht nur der Führung in Bagdad, sondern auch der Türkei ungelegen kommen. Diplomaten in der irakischen Hauptstadt meinten am Wochenende, Ziel des Besuches von Özal im Irak sei es, ein Übergreifen des Golfkonfliktes auf die Türkei zu verhindern, die ebenso wie der Irak „Probleme“ mit ihrer kurdischen Bevölkerung habe. Özal war am Freitag in Bagdad eingetroffen und will demnächst auch Teheran einen Besuch abstatten. Die Erfolgsmeldungen der iranischen Streitkräfte und kurdischen Peschmerga haben ungeachtet offizieller Dementis anläßlich des Özal–Besuchs Spekulationen über einen Einmarsch der türkischen Armee auf die Tagesordnung gesetzt. Fortsetzung Seite 6

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