Öltanker sinkt im Ostchinesisches Meer: Wie bei der „Exxon Valdez“
Ein iranischer Öltanker kollidiert mit einem chinesischem Frachter und sinkt nach einer Woche. Die Umweltschäden sind katastrophal.
Der Tanker war am 7. Januar aus bisher ungeklärten Gründen mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen. Während die Besatzung des Frachters überlebte, sind alle 32 Besatzungsmitglieder des Tankers höchstwahrscheinlich ums Leben gekommen. Nur zwei Leichen konnten geborgen werden. 30 von ihnen kamen aus dem Iran, zwei aus Bangladesch. An Bord des Tankers: 136.000 Tonnen Ölkondensat und rund 1.000 Tonnen besonders giftiges Schweröl.
Auf der „Sanchi“ hatte es tagelang gebrannt. Immer wieder war es an Bord zu schweren Explosionen gekommen. Steiner, der für die Umweltschutzorganisation Oasis Earth schon viele Ölkatastrophen untersucht hat, vermutet, dass keiner der Treibstofftanker noch dicht ist.
Selbst wenn nur 20 Prozent der Ladung ausgelaufen sind, entspräche das der Menge an Rohöl, die ausgelaufen war, als der Öltanker „Exxon Valdez“ 1989 vor der Küste Alaskas auf Grund lief, sagte Steiner der AFP. Das Unglück löste eine der bis dahin größten Umweltkatastrophen der Seefahrt aus. Rund 37.000 Tonnen Rohöl liefen aus und schädigten das empfindliche Ökosystem. Mehr als 2.000 Kilometer Küste wurden verseucht.
China Behörden beschwichtigen
Die chinesischen Behörden hatten nach der Havarie der „Sanchi“ eine Ölkatastrophe befürchtet. Doch nun gaben sie Entwarnung und beteuerten, die Umweltauswirkungen seien begrenzt. Den chinesischen Staatsmedien zufolge gibt es zwar einen Ölteppich. Er sei rund 18 Kilometer lang und 8 Kilometer breit. Das Leichtöl habe aber „weniger Auswirkungen auf das Meer“, versicherte ein Vertreter der chinesischen Meeresbehörde dem Staatssender CCTV. Die Auswirkungen auf Menschen seien gering, da der Tanker weit entfernt von der Küste unterging.
Doch nun warnt auch der prominente Umweltaktivist Ma Jun vor einer Katastrophe. Dass das Schiff sank, bevor die Ölladung komplett verbrennen konnte, sei das „Schlimmste, was nach der Havarie passieren konnte“, sagte Ma der staatlichen Zeitung Global Times. Ölkondensat sei für Meereslebewesen „besonders giftig.“ Dass sich kein großer Ölteppich auf der Meeresoberfläche gebildet hat, sei diesem speziellen Öl geschuldet. Ölkondensat bilde jedoch unter Wasser eine giftige Säule aus Kohlenwasserstoffen, die für Fische und andere Tiere im Meer lebensgefährlich seien, die dann von Seevögeln und Menschen verzehrt werden. Auch Fischeier und -larven seien den giftigen Bestandteilen ausgesetzt.
Stephan Lutter, Meeresschutzexperte des WWF Deutschland, verweist darauf, dass es sich bei der Stelle, an der die „Sanchi“ gesunken ist, um ein Flachmeer mit Wattgebieten handelt und es als „besonders verwundbar“ gilt. Das Kondensat, das aus dem gesunkenen Tanker austritt, sei giftig für Meeressäuger, Fische, Schildkröten und Seevögel. „Vor unseren Augen entfaltet sich eine Umweltkatastrophe“, sagt Lutter.
Ozeanologe Steiner warnt, dass auch das ausgelaufene Öl noch Monate später Auswirkungen auf die Umwelt haben werde. Da wahrscheinlich niemand die Umweltfolgen untersuchen werde, sei damit zu rechnen, dass Regierung und Schiffseigner mit der Behauptung durchkommen werden, der Schaden sei nur begrenzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?