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■ ÖkoProfileDie Umweltpolizei

Aufgrund der mangelhaften offiziellen Umweltstandards werden viele Umweltsünden nicht bemerkt. Beispielsweise werden Luftschadstoffe über einem Spielplatz in Höhe eines Erwachsenenkopfes gemessen. Das Berliner Institut für Analytik und Umweltforschung (Bifau) hingegen mißt auf der Höhe eines Kindes und kommt zu ganz anderen Ergebnissen.

In seinem Gebäude am Tempelhofer Ufer betreibt der Verein seit 1988 ein eigenes Labor für die Untersuchungen. Der herkömmliche Weg, bei dem die Proben im Naßlabor in eine verwertbare Form gebracht werden müssen, ist dabei durch moderne Online- Erfassungen manchmal schon entbehrlich geworden.

Eine von Bifau forcierte Methode ist die Analyse von Schadstoffen durch die Verwendung sogenannter überkritischer Gase. Das Verfahren soll organische Lösungsmittel ersetzen, die zwar beim Aufspüren von Schadstoffen helfen, aber selbst auch nicht ohne sind. „Organische Lösungsmittel müssen nach der Anwendung recycelt werden. Soweit das nicht möglich ist, werden sie auch in Deponien oder durch Verbrennung entsorgt“, erklärt Norbert Henzel, einer der Teilnehmer.

Neue Erkenntnisse gab es auch in der Arbeitsgruppe, die verschiedene Gutachten über brandenburgische Mülldeponien verglichen hat. „Die Gefährdungsabschätzungen unterscheiden sich sehr stark voneinander“, berichtet Wolfram Weiß, der dabei mitgearbeitet hat. „Oft wurde nur die Belastung des Grundwassers hinter der Deponie gemessen, und es fehlt der Vergleichswert darüber, wie stark es schon vorher belastet war.“ Auf keinen Fall müßten alle Deponien saniert werden. „Eine Abdeckung und Bepflanzung würde oft schon ausreichen, um eine Gefahr abzuwehren“, so Weiß.

Weniger an Fachleute als an NormalbürgerInnen richtet sich ein Projekt, das eine Arbeitsgruppe zum Thema „Textilien“ angehen will. Ein Textil-Lexikon soll Fachbegriffe wie „Schmälzung“, „Plissierung“ oder „Eulanisierung“ erläutern. Solche Verfahren sind den Wäschestücken nicht anzusehen, die oft nur den Hinweis „100 Prozent Baumwolle“ tragen. Für gesundheitsbewußte, vor allem allergische Menschen ist es jedoch wichtig, die Chemie-Methoden zu kennen und zu unterscheiden.

„Was die Gruppen im Einzelnen machen, diskutieren sie selbst“, berichtet Christian Moerler, der dem Mitarbeiterstamm von Bifau angehört. Die Themen sollen dabei möglichst auf die Metiers der TeilnehmerInnen zugeschnitten sein. Biologen, Geologen und Chemiker sind vertreten, das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren.

„Von den 95 ABM-Kräften werden später 30 bis 40 Prozent eine Stelle bekommen“, schätzt Moerler. Acht Leute sind im laufenden Turnus schon ausgestiegen, da ihnen ein fester Job angeboten wurde. „Sechs davon sind nach Westdeutschland oder ins Ausland gegangen“, erzählt Marianne Rappolder, Gesamtleiterin des Projekts, „im Berliner Markt ist es sehr schwer geworden. Es gibt vor allem Konkurrenz durch die vielen Arbeitslosen aus aufgelösten Einrichtungen im Osten.“

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