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Öko sein, aber Atomstrom beziehenVegetarier beim Metzger

Millionen Atomkraftgegner beziehen in der eigenen Wohnung immer noch Atomstrom. Und gerade wenn Ökostromanbieter politisch werben, kann das Kunden abschrecken. Woran liegt das?

Na, hat sie zu Hause auch wirklich Ökostrom? Bild: dpa

Deutsche Wohnzimmer im Herbst 2010: Im Fernsehen flimmern die neusten Nachrichten zum schwarz-gelben Atomdeal. Glaubt man den Umfragen, sitzt da eine Mehrheit der Deutschen auf ihren Sofas und kann es nicht fassen. Hunderttausend hatten gleich ihre Fahrt zur Demo nach Berlin geregelt. Die Bürgergesellschaft positioniert sich gegen die Bundesregierung.

Eigentlich müssten die Fernseher in diesen Wohnzimmern alle mit Ökostrom laufen. Denkt man. Doch der Volksentscheid mit der Stromrechnung ist bisher ausgeblieben. Ein paar Zahlen: Die vier unabhängigen Ökostromunternehmen Greenpeace Energy, Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Naturstrom und Lichtblick, die von den Umweltverbänden empfohlen werden, haben im Moment immer noch weniger als eine Million Kunden.

Dazu kommen zwischen einer und zwei Millionen Kunden, die Ökostrom von unzähligen anderen Stromhändlern beziehen, darunter wiederum auch Atomkonzerne. Mindestens 37 Millionen Haushalte beziehen also immer noch Atomstrom, auch die Mehrzahl der vermutlich atomkritischen Wähler der Grünen, der SPD und der Linkspartei.

Selbst den Umweltverbänden ist es offenbar nicht gelungen, die Mehrzahl ihrer Millionen Mitglieder zu Atomboykotteuren zu machen. Schwer vorstellbar, dass ein Vegetarier jeden Tag zum Metzger geht und Fleisch kauft.

Ein Teil der Wechselmüdigkeit könnte ausgerechnet daran liegen, dass die Ökostromer bewusst politisch werben. Das sagt Andreas Homburg, Professor für Wirtschaftspsychologie und Experte für Umwelthandeln: Naturstrom bietet im Moment eine "Atomausstiegsprämie" an.

Lichtblick dagegen, mit den meisten Kunden, betont eher Lifestyle und kommerziellen Erfolg. Homburg meint, das Werben mit Politischem könne fehlende Professionalität vermitteln und die Furcht vor technischen Problemen verstärken.

Bild: taz

Die komplette Geschichte und viele andere Texte erscheinen in der sonntaz vom 2./3. Oktober 2010. Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.

Der offensichtliche Widerspruch zwischen politischer Haltung und Konsum sei allerdings ein bekanntes Phänomen. Das sei wie der Gewerkschafter, der zu den Discountern gehe. "Natürlich wissen die Konsumenten um die eigenen Widersprüche", sagt Homburg. "Dann bringt der Hinweis auf Etikettenschwindel beispielsweise psychologische Entlastung. Das Argument, der Ökostrom sei ja gar nicht öko. Oder: wenn ich wechsle bewirkt das ja politisch eh nichts." Das größte Problem: der Glaube an die Konsumentenmacht sei im Strombereich bisher schwach.

Ursula Sladek, die Geschäftsführerin der EWS, hält deshalb seit Jahren Vorträge zur Bedeutung unabhängiger Ökostromunternehmen. Ja, es gebe im Moment eine Welle von Neukunden, die schrieben auch schon mal "mir reichts" auf die Anmeldung. "Gerade jetzt wäre eine noch viel massivere Kündigungswelle ein kraftvolles politisches Signal." Sie stelle in Gesprächen immer noch überrascht fest, dass selbst atomkritische Menschen häufig noch schlecht informiert seien.

Sladek hat für die Blockaden drei Erklärungen: Bequemlichkeit, Bedenken um hohe Preis und die Sorge, es gebe Probleme mit der Stromlieferung. Manchmal jedoch helfen die Atomstromkonzerne selbst: "Witzigerweise haben auch die Pro-Atom-Anzeigen der Konzerne die Leute unglaublich motiviert, weil vielleicht viele erst realisiert haben, dass sie diese Anzeige mitfinanzieren", sagt Marcel Keiffenheim, Sprecher von Greenpeace Energy.

Tatsächlich eignet sich Strom aus Konsumentensicht nicht schlecht für einen einfachen Boykott bestimmter Unternehmen. Ökostrom ist nicht oder kaum teurer, der eigentliche Wechsel im Internet schnell erledigt. Und anders als bei BP heißt die Alternative nicht Shell.

Dem Atomstromgegner werden "die Guten" sogar von allen Umweltverbänden auf dem silbernen Tablett empfohlen. Damit kann man sich problemlos im Ökostrom-Dschungel zurechtfinden. Denn abgesehen von den unabhängigen Anbietern kann der Markt auch verwirren. "Die meisten anderen Ökostrom-Angebote sind keine. Die vermarkten einfach uralte Wasserkraftwerke neu", sagt Energieökonom Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlands.

Wichtig sei, dass durch Ökostrom neue Kraftwerke entstehen. Das geschieht allerdings in Deutschland kaum: Den Strom aus deutschen Windrädern oder Solaranlagen kann man fast nirgends als Ökostrom kaufen. Für den zahlen alle Stromkunden stattdessen einen Aufpreis auf ihre Rechnung. Allerdings gebe es, sagt Leprich, zwei Zertifikate, durch die man erkennen könne, dass Kundengelder in regenerative Anlagen investiert werden: Das ok-power-Label des Öko-Instituts Freiburg und das Grüner Strom Label des BUND.

Noch besser sind die vier empfohlenen Anbieter, denn sie beziehen ihren Strom mit direkten Lieferverträgen ausschließlich von Ökokraftwerken, die zu keinem der Atomkonzerne gehören. Leprich empfiehlt außerdem ökologisch engagierte Stadtwerke, wie Schwäbisch Hall, Saarbrücken oder Flensburg.

Dass hier noch eine große Konsumentenbewegung entsteht, hält Wirtschaftspsychologe Homburg nicht für ausgeschlossen. "Wenn es gelingt, dem Einzelnen das Gefühl zu geben, hier Teil eines machtvollen Kollektivs zu sein, dann können durchaus viel größere Potenziale erschlossen werden", sagt er.

Eine solche Kampagne müsse insbesondere von sozialen Netzwerken getragen werden: Den letzten Kick zur Atomstromkündigung bekommen die meisten von sympathischen Konsumvorbildern aus dem Bekanntenkreis.

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39 Kommentare

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  • RW
    reinhard w. e. grossmaul

    Stadtwerke???Saarbrücken???Ökostrom???RECS!!!Ichglaubsnicht!!!!!!!!! Pfui aber. Finger weg! Herr Leprich, was nu los? Geht's gut? Schön.

  • FB
    Freimut B

    Es stimmt ja, dass Strom kaufen etwas anderes ist als Eier kaufen. Aber vielleicht überzeugt das Argument, dass massenhaftes Wechseln von Eon/RWE zu Lichtblick/Naturstrom den Großen nicht nur Legitimation, sondern auch reale Macht entzieht.

  • IB
    Iris Becker

    Wie wärs mit dem Slogan:

     

    Wer AA sagt, muss auch Ö sagen.

    (AA=AntiAtom, Ö=Ökostrom).

  • R
    Raupe

    Hallo sebas,

    da mußt du mal genauer hinschauen, bei Greenpeace Energy...

    da steht dann auch zu welcher Zeit dieser Strommix eingespeist wurde.

    Welche neu gebauten Windparks und Fotovoltaikanlagen die Tochterfirma Planet energy bis Mitte 2010 in Betrieb genommen hat, seht auf der Internetseite unter , den Link hier einzufügen kann ich mir bestimmt sparen, wird der veröffentlicht?

    http://www.greenpeace-energy.de/kraftwerksbau/unsere-kraftwerke

     

    Liebe Mieter:

    ich frage mich,

    wie ein Vermieter vom Stromwechsel zu einem Ökostromanbieter etwas merken soll???

    Sitzt Ihr Vermieter etwa neben Ihnen am Computer und kontrolliert, was sie machen.., ha, ha, ha!

  • H
    hallo?

    Klar ist der Greenpeace-Strom mit 100% Wasserkraft sicher auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss.

    Allerdings sind von den 19 Strom liefernden Wasserkraftwerken 5 (mit etwa 10% der Gesamtleistung) aus den letzten 5 Jahren. Aus den 1970er Jahren sind überhaupt nur 2 Anlagen.

    Nachzulesen hier: http://www.greenpeace-energy.de/oekostrom/strommix/lieferantenkraftwerke.html

     

    Zugleich wird auch neu gebaut: http://www.greenpeace-energy.de/kraftwerksbau/unsere-kraftwerke.html

    Da kann man sehen, dass noch einmal ca. 10% der aktuell erzeugten Energie als Laufwasserkraftwerk, Wind- und Fotovoltaikanlagen zugebaut werden.

     

    Noch besser ist natürlich die dezentrale Energieerzeugung vor Ort. Solange es die aber noch nicht gibt und sich nicht jeder leisten kann ein Nullenergiehaus oder noch besser ein Plusenergiehaus neu zu bauen (mal von der Landschaftszersiedelung ganz abgesehen), sind die Öko-Strom-Anbieter sicher die beste Variante.

  • E
    egal

    Ivon naraesk:

    Nach meinen Erfahrungen kann man als Mieter auch oft nicht einfach wechseln: Der Hausbesitzer bestimmt, woher der Strom kommt und dies ist einheitlich für alle Mieter. Ist zumindest bei mir so. Und umziehen tut deswegen doch niemand.

     

    Bist du sicher, bzw. hast du es versucht ? Du brauchst dafür doch gar nicht deinen Vermieter. Bei mir ging es problemlos.Schliesslich bekommst du doch die Rechnung. Also Lichtblick geht problemlos.

  • HG
    hAns gLaser

    naturstrom ist gut, günstig, einfach, ehrlich, freundlich. mein alter anbieter, der mir vom vermieter aufgedrückt wurde, entsprach den früheren stadtwerken und war teurer und sehr unverschämt, der wechsel kein problem.

    angst vor kosten und fehlendem strom sind doch nur wohlgepflegte wissenslücken, die problemlos auszuräumen wären, wenn man denn selbst wollte. der strom kommt ja aus einem pool, man gibt nur jemand anderem das geld. die einfaschste sache der welt eigentlich. das weiß nur keiner.

  • R
    Raupe

    Wohne im alten Fachwerkhaus und heize auch nur mit Holz.Ich besitze Wollsocken :)

    Alle Nutzer eine Nachtspeicherheizung sollten sich besser heute aus morgen ernsthaft Gedanken machen,

    wie sie diesen Wahnsinn beenden.

    Elektrische Energie ist zu schade zum verheizen.

  • S
    Sebas

    Ah, ja, die anderen pösen Öko-Stromer verkaufen nur Strom aus bereits gebauten Wasserkraftwerken.

     

    Die EWS ist ja auch ein reiner Wasserkraft-Betreiber - und wann haben die das letzte Mal was neu gebaut? Auch bei deren Gründung ging es meines Wissens nach nur um die Konzession, das Kraftwerk stand aber schon.

    Und Greenpeace Energy: Habe gerade auf deren Homepage geschaut, und was sehe ich? 100% Wasserkraft! Wäre mir aber nicht aufgefallen, dass die in letzter Zeit gebaut hätten.

    Stattdessen erinnere ich mich noch an einen TAZ-Artikel von vor etwa einem Jahr: Da hat E.ON mal untersucht, wie sich die Wasserkraftausbeute in Bayern erhöhen lassen könnte. Die Erneuerung der Turbinenschaufeln in den bestehenden Kraftwerken wurde ja von allen als gut angesehen. Aber der Teil der Untersuchung, wo man denn hypothetisch ein neues Waserkraftwerk bauen könnte, hat massiven Protest von Greenpeace, BUND und Co. hervorgerufen: Durch das Stauen würde Landschaft vernichtet, viele Tier- und Pflanzenarten auch aus dem Wasser verdrängt (nicht alle Tiere und Pflanzen, die in Fließgewässern leben, können laut den Umweltverbänden auch in dem stehenden Stausee existieren) und, das habe ich auch erst da gelernt, neue Wasserkraftwerke sind gemäß GREENPEACE und BUND nicht nur allgemein umwelt- sondern auch klimaschädlich! Wie ein GREENPEACE-Sprecher sagte, würden in dem stehenden Gewässer Würmer und Bakterien leben, die Methan furzen, was ja ein noch viel schlimmeres Treibhausgas ist - und gerade bei frischen Wasserkraftwerken würde ja viele Pflanzen im neu überfluteten Bereich verrotten.

    Ergo ist es laut GREENPEACE & Co. unverantwortlich, neue Wasserkraftwerke zu bauen...

     

    Es geht nur darum, den Leuten für ein gutes Gewissen möglichst viel Geld aus den Rippen zu leiern. Das mit dem Wasserkraft beziehen ist ein reiner Rechentrick, der nur so lange funktioniert, wie andere das Netz mit bösen Kern- und Kohlekraftwerken stabil halten (übrigens Kosten, die alleine den bösen "Großen Vier" als Netzbetreibern aufgebürdet werden).

  • V
    @vic

    Du bist ja soo ein guter, mir kommen die Tränen. Nur weiter so, dann kannst du die Welt retten. Und heut Mittag schön aufessen, damit wieder die Sonne scheint, die Mutti wird sonst böse...

  • N
    nico

    Wenn die Erzeugung von Ökostrom bei 15% der Gesamt-

    erzeugung liegt, können

    nicht mehr als 15% der Verbraucher ÖKOSTROM kaufen.

    Was soll also der Quatsch.

    Außerdem bezahle ich, wenn ich Ökostrom beziehe noch-

    eimal über das EEG meinen Subventionsbeitrag für die

    Einspeisung teuren Solar- und Windstroms.

    Die ganze Sache ist nicht stimmig. Deshalb wird auch

    nicht dafür geworben. Die Ökoanbieter würden er-

    schrecken, wenn ein Massenwechsel einsetzten würde.

  • U
    unisono

    Wow - wie in meinem Freundeskreis so auch in den Kommentaren:

    Die Mehrzahl hat Argumente GEGEN einen Wechsel.

    Ich habe vor 3 Jahren gewechselt - Ich spare sogar GELD seitdem!

    www.verivox.de - 5 Minuten Aufwand

     

    Aber - was der Bauern nicht kennt - frisst er auch nicht.

  • W
    Wechselfreund

    Mach eine/r meiner Bekannten hatte, obwohl AKW-Gegner/in, keine Ahnung wie das mit dem Wechseln praktisch geht und es daher bislang unterlassen. Mein Tipp: diesen Link verbreiten. Massenhaft. Kann jeder machen und hilft garantiert: www.atomausstieg-selber-machen.de

  • SP
    Silke Panthöfer

    Bitte berücksichtigt auch "Sachzwänge" - ich wohne in einem alten Fachwerkhaus, heize überwiegend mit Holz, da es aber nicht ohne Nachtspeicheröfen geht (keine Zentralheizung), also Nachtstrom benötige, kann ich nicht wechseln. EON hat in meiner Region das Monopol für Nachtstrom. Ich kann nur soweit sparen, dass ich EON keinen Cent mehr in den Rachen werfe als nötig.

  • SC
    Schmutz Claasen

    Ein ebenso großes Veränderungspotenzial wie die Macht des Konsumenten, ganz einfach zu sagen, "ich kauf euch das einfach nicht ab", birgt natürlich auch die vierte Gewalt im Atomstaat Deutschland: Die Medien. Doch, wer wie DIE ZEIT, über dem Umbruch mit einer Dauer-RWE-Werbung Woche für Woche am Kiosk rumliegt, wird kaum aufklärerisch daherkommen und sich seine steinreichen Anzeigenkunden vergraulen. Mit einer zersplitterten Ökostromwerbekundschaft lässt sich keine wöchentliche Stange kippen für Helmut Schmidt finanzieren. Man braucht die Atomstromlobby, damit man einerseits sein Blatt finanziert und andererseits, um weichgespülte Anti-Atomkraft-Themen unterzubringen.

    Natürlich ist keine Tages- oder Wochenzeitung ein Verbrauchermagazin, doch ist jeder Weißraum - und da nimmt sich auch die taz nicht aus - verschwendet, um irgendwelchen Provinzpolitikern ein Forum zu bieten.

    Stattdessen gehören mehr Infografiken und Alternativlösungen zur Informationspflicht von Printmedien. Fragt man hier in Hannover jemanden, was er für seine Wohnung zahlt, hört man immer "....plus Stadtwerke (enercity=Atomstrom)". Das ist so selbstverständlich in die Konsumentenhirne eingebrannt wie Kim Il Irgendwas für Nordkorea. Helft mit, Tageszeitungen, klärt auf und mobilisiert das, was man neben der Stimme noch hat: die Konsumentenmacht, die Entscheidung, "ja" und "nein" zu sagen.

  • AW
    Axel Wartburg

    Daher lebe ich vor, was ich bei anderen erleben will.

    Vorleben, anstatt mangelhaft authentisch zu fordern ist eine lösungsorientiertere Struktur denke ich.

     

    Was auch Mahatma Gandhi gesagt haben soll:

    "Lebe die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt."

     

    Und auch der Volksmund ist so weise:

    "Was du nicht willst, was man dir tu..."

     

    Zeitgemäß formuliert hieße das wohl auch:

    "Was du willst, das lebe vor."

     

    Herzliche Grüße

  • V
    vic

    Als ich vor vielen Jahren zu Lichtblick wechselte, gab es die damals von den Atomfreunden so hochgepushten 2% "Ausgleichsstrom" im Energiepool.

    Ich verlangte schriftlich einen Quellennachweis über diesen Ausgleichsstrom - und erhielt ihn. Es handelt sich ebenfalls um garantiert ökologisch erzeugten Strom von diversen zertifizierten Partnern.

     

    Ich muss nicht auf jede Demo aufspringen, sei sie noch so weit entfernt.

    Ich handele lieber.

    Außerdem bin ich Vegetarier, und ich kaufe NICHT beim Metzger;)

  • N
    naraesk

    Nach meinen Erfahrungen kann man als Mieter auch oft nicht einfach wechseln: Der Hausbesitzer bestimmt, woher der Strom kommt und dies ist einheitlich für alle Mieter. Ist zumindest bei mir so. Und umziehen tut deswegen doch niemand.

  • T
    Thomas

    Mich wundert das überhaupt nicht. Ich selber beziehe seit Jahren Strom aus dem Südwesten (EWS Schönau). Unter meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich auch damals die Werbetrommel für diesen Anbieter gerührt. Der ein oder andere davon ist auch umgestiegen. In meinem eher konservativen Umfeld hatte ich aber auch nicht mit mehr gerechnet. In meiner Heimat dem Rheinischen Braunkohlerevier spielt auch Atomkraft keine große emotionale Rolle. Es macht mich aber wirklich rasend vor Wut, dass die ganzen Anti-AKW bewegten einfach nicht realisieren, welche Marktmacht der Konsument in Wirklichkeit hat. Es gibt für diese Trägheit zum Wechsel einfach keine Entschuldigung. Wenn es wirklich so ist, dass die Mehrheit der deutschen Bevölklerung gegen die Verlängerung der Laufzeiten ist, wie das ja auch ständig in den Umfragen ermittelt wird, warum bekommen die den "Arsch" nicht hoch mit 3 Klicks im Netz den Stromanbieter zu wechseln?!!! Mein Schluss daraus ist, dass der Schuh nicht wirklich drücken kann. Wenn er nämlich so drücken würde, wie mit den Trillerpfeifen lautstark verkündet, kann es nicht sein, dass erst eine Million Menschen umgestiegen ist! Es macht leider auch den eigenen Protest sehr unglaubwürdig. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass die ja nun sicher überwiegend gebildeten Anti-AKWler glauben, dass der Strom ausfallen würde, wenn man auf Ökostrom umstiege!

  • F
    fenny

    ja leider herrscht in der ökobewegung viel scheinheiligkeit. es reicht zumeist, gesundheitsschuhe, kein make-up und grelle funktionsjacken zu tragen, um sich den glanz des guten menschen anzueignen. tiefergehende fragen außerhalb der ernährung kommen kaum zur sprache.

    es ist sehr wichtig, dass dieses thema einmal kritisch beleuchtet wird.

    andererseits ist atomkraft auch ein thema, bei dem die umweltbewegung große öffentliche zustimmung erreicht hat, auch wenn viele sich nicht ernsthaft interessieren und auch nicht informiert sind, wissen sie, es ist "irgendwie nicht so gut", wie bei gentechnik auch. dass nicht jeder dann brennend dabei ist, ist der preis dafür, überhaupt großflächig bewusstsein zu schaffen. das ist mir persönlich lieber (weil es noch potenzial birgt) als die typische mentalität im umweltbereich, die eher dem motto "wir bleiben unter uns" folgt.

  • ES
    Ernst Schwartenbrink

    Der Vegetarier/Metzger-Vergleich ist dumm und zynisch, denn Vegetarier sind in ihrer Haltung viel entschiedener und konsequenter als die oberflächlichen, coolen Szenetypen, die sich mit Ökostrom immer noch nicht auskennen (wollen). Saturierte LehrerInnen, Beamte, Gewerkschafter, Altkommunisten - alle sind gleichgültig und finanzieren immer noch Atommonopole und gehen bei den fiesesten Discountern lustvoll einkaufen - mit den illustresten Ausreden.

    Kommt endlich ins 21. Jahrhundert, Ihr Linkspenner !

  • F
    Friese

    Zunächsteinmal wäre es gut, wenn immer mehr Kunden auf Atomstrom verzichten würden. Aber leider sind auch viele Öko-Strom-Anbieter nicht besonders kreativ. Greenpeace Energy bezieht beispielsweise seinen Strom überwiegend (>80%) aus Wasserkraftwerken, welche zudem meist noch aus den 70er Jahren stammen. Nicht besonders innovativ. Das Problem dabei: Nur so ist der Ökostrom vergleichsweise billig zu haben, d.h. aus abgeschriebenen Wasserkraftwerken im Alpenraum oder Skandinavien.

    Oder mit anderen Worten: Wenn 50% aller Kunden binnen eines Jahres auf Öktostrom umschwenken wollten, würden wahrscheinlich paradoxerweise die Preise für Ökostrom steigen oder aber die Versorgung (zur Erinnerung >80% Wasserkraft) würde nicht mehr gewährleistet werden können. Einfach weil gerade von Ökostromanbietern wie Greenpeace Energy nicht genügend getan wird, um fluktuierende Sonnen- und Windernergie innovativ in Richtung "grundlastfähigkeit" heranzutreiben. Insofern haben Unternehmen wie Greenpeace Energy gar keinen Grund offensiv für ihren Strom zu werben. Man macht es sich lieber in seiner Niesche gemütlich und verkauft mit alten Wasserkraftwerken ein gutes Gewissen an ökologisch orientierte Mittelstandfamilien.

     

    Insofern betreiben beide Seiten - Ökostromanbieter und Atomlobby - ein ähnliches Spiel. Der große Wurf gelingt so nicht, schon gar nicht mit dieser Bundesregierung.

  • S
    Steffi

    Na, solange diese Vegetarier beim Metzger weder auf die bösen Lobbyisten schimpfen, deren Kunden sie sind noch auf die bösen Politiker während man ihnen selber bloß nicht mit politischen Argumenten kommen darf - so lange is ja gut...

  • A
    atypixx

    Mich erstaunt das schon. Zwar bekomm ich den Hintern nicht hoch, um gegen Atomstrom und den Merkel-Großkonzern-Klüngel auf die Straße zu gehen, aber ein paar Mausklicks, um zu Naturstrom (von Ökotest wie auch von stiftung warentest empfohlen) zu wechseln, hab ich dann doch vorgenommen. Mir leuchtet nicht ein, wie es umgekehrt sein könnte.

  • GN
    Geiti Nixan

    Habe gerade von Atom-Stromer aüf Öko umgestellt.

    Spare jetzt 109€ pro Jahr.

    Danke Schwarz/Grün für die Motivation.

    p.s.

    Umstellen ist so einfach, einfach bei Verivox recherchieren und über das Web wechseln. Das dauert wenige Minuten.

  • NF
    Norman Frey

    "Konsumentenmach"t ist keine Macht, weil man sie nicht oder nur sehr, sehr schlecht bündeln kann. Sie dient höchstens den Kapitalisten als Ausrede für ihre Schandtaten ("Wenn das so schlecht wäre, was wir machen, würden die Leute unsere Produkte nicht kaufen!"). Die Demokratie übt ihre Macht durch Gesetze aus, nicht durch de Marktwirtschaft. Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass wir in einer Repräsentativdemokratie und keiner echten Demokratie leben. Ein Bürger kann seinen Willen nämlich durch einen Stimmzettel wesentlich besser zum Ausruck bringen als dirch einen Einkauf.

  • N
    nichtvermietbar

    ....es liegt wohl eher daran, dass die ökos einfach keinen verbilligten "nachtstrom" anbieten. da können viele millionen "nacht-strom-heizer" nicht wechseln.

  • J
    Jörg

    Tja, mit großer Klappe gegen fast ALLES

    Kernkraft – Sauerei!

    Windräder – die armen Vögel/Fische/die schöne Aussicht

    Pumpspeicherwerk – die schöne Natur/die armen Bäume!

    Stromtrasse – igitt!

    Fernwärmeleitung – die armen Bäume!

    Flughafen – schon gar nicht, lieber Bahn fahren!

    Bahn – Bahn JA aber woanders und nicht so schnell!

    Stadtbahn Hamburg – nee die Baumaßnahme stört!

     

    Und dann mit alter Dreckschleuder zur Demo fahren und den billigsten Strom beziehen!

    Ich: Wohnung in einem Passivhaus, 3 l. Auto, Ökostrom – halt Butter (€) bei die Fische!

    Ich esse Fleisch, nicht immer aber gerne!

  • J
    Jonas

    Leider ist das mit den beinahe gleichen Preisen so nicht richtig. Ein Wechsel auf bspw. Greenpeace Energy würde mich ca. 30% mehr kosten. Ich zahle bei den Stadtwerken bei uns weniger Grundgebühren und ca. 18.5 cent/kWh, bei GP-Energy sind es 23,6. In dem Studentenwohnheim, in dem ich gewohnt habe, ist der Unterschied dank Nachttarif sogar noch größer. Vielleicht liegt es also doch an handfesten monetären Gründen? Von dem Unterschied in unserem Haushalt kann ich nämlich 3 Bahntickets nach Berlin bezahlen...

  • K
    Karl

    Ähm, wie unterscheide ich eigentlich "Atomstrom" von "Ökostrom"? So rein technisch betrachtet, mein Behte - Sommerfeld gibt dazu nichts her.

    Tunneln die Elektronen unterschiedlich?

     

    Glück auf

     

    Karl

  • E
    EnzoAduro

    Wer Ökostrom bezieht, der schaltet kein Atomkraftwerk ab. Und der hilft auch keinem Windmüller seinen Strom los zu werden.

    Er ändert im Stromnetz GAR NICHTS. NADA!

    Windmüller haben eine Einspeisegarantie. Gut manchmal sind die Netze überlastet und ihnen wird das Windrat abgestellt. Aber auch daran ändert der Kauf von Ökostrom nichts.

     

    Es ist reine Volksverdummung wenn jemand sagt er könnte -neben einem politischen Statement und einer Rechnung auf Ökopapier- durch den kauf von Ökostrom irgendwas ändern. Berliner Strom bleibt zu 2/3 Braunkohle. Daran wird sich nichts ändern.

     

    Ich finde es schade das taz, Grüne und andere nicht darauf hinweisen.

  • K
    Kai

    "Wichtig sei, dass durch Ökostrom neue Kraftwerke entstehen. Das geschieht allerdings in Deutschland kaum"

     

    Wo werden die denn gebaut?

  • X
    xonra

    Stromwechsel und konsequentes Stromsparen ist die stärkste Waffe gegen die Atomkonzerne. Wenn dann auch noch Kühlschrank, Fernseher und das unvermeidliche Auto auf der Strecke bleiben, fühlt man sich irgendwie frei und völlig außerhalb des Mainstreams.

    Allerdings muß man dann auch wirklich weniger Arbeiten, um ganz und gar zu genießen.

  • H
    Hannes

    "der Glaube an die Konsumentenmacht sei im Strombereich bisher schwach". Diese Aussage trifft nicht nur auf den Strombereich zu, sondern kann in unserem gesammten Konsumverhalten beobachtet werden. In der Tat ist im Kapitalismus die effektivste und gleichzeitig bequemste politische Gestaltungsmöglichkeit die alltägliche Entscheidung wo wir unser Geld hintragen. Eine Entscheidung die ohnehin getroffen werden muss, und die in der Regel als hohes Gut unserer marktwirtschaftlichen Gesellschaft angesehen wird. Trotz alle dem erscheint es mir immer wieder als eine nichts fruchtende Diskussion. Eine sich im Kreis drehende Debatte, die die eigene Machtlosigkeit überbetonen zu versucht.

  • L
    Lukas

    Jaja, so kennen wir die taz... ob man/frau fleisch isst oder nicht, das ist privatsache, und wer dürfte sich da einmischen?? bestimmt keine noch so gut gewillte zeitung, "das muss doch jeder für sich wissen"!!! aber wer keinen öho-strom bezieht..... da siehts schon ziemlich böse aus, das muss man als guter mensch ja wohl tun, egal was man tag für tag frisst!!!!... entschuldigung, aber irgendwas läuft hier doch ein bisschen schief, beschäftigt euch doch auch mal mit anderen (nicht NUR aber AUCH klimarelevanten) dingen!!!

  • D
    dr,paulus

    Immer diese hinkenden Vergleiche!

     

    "Ein Vegatarier der zum Metzger geht" ist insofern ein völlig unpassender und falscher Vergleich, da dieser dann theoretisch AKTIV etwas gegen seine eigentlichen Ideale tun würde - was er natürlich nicht macht.

     

    Hier geht es aber genau um das Gegenteil: Die Stromkunden verhalten sich eben nicht AKTIV gegen ihre Überzeugung, sondern kümmern sich einfach nicht darum, haben die Auswirkungen der Thematik noch nicht erfasst, sind unschlüssig und ratlos, ob so etwas wirklich problemlos machbar ist und haben sogar Angst, dass bei einem Wechsel, der Strom für ein paar Tage aufallen könnte....da gibt es zahlreiche scheinbar kleine Stolpersteine und Unklarheiten, die einem von einer aktiven Veränderung erstmal zurückschrecken kann. Ökologisch denkene Menschen sind keine radikalen Fundamentaliseten und können auch Konseervativ im Handeln und Gewohnheitstiere sein. Die Ökostromanbieter (und die Medien) müssten hier deutlich besser die Menschen im Land informieren und aufklären.

     

    Um beim Vergleich zu bleiben: Es müsste also schon ein Vegetarier sein, der jeden Tag mit frischen Lebensmitteln beliefert wird und nun Angst davor hat, den Lieferanten zu wechseln, weil er befürchtet, dass der auch nicht ökologischer wäre oder er vielleicht 2 Wochen ohne Lebensmitteln auskommen müsste.

  • V
    vic

    Meine Worte.

    Wer seinen eigenen Ausstieg noch immer nicht vollzogen hat, und gegen Atomkraft auf die Straße geht, ist ein Heuchler.

    Was hindert diese Leute; der Weg zum Stromzähler? evtl. ein paar cent Aufpreis? (obwohl das nur selten der Fall ist).

    Hätten alle erklärte Gegner ihren Stromversorger bereits gewechselt, gäbe es keine Laufzeitverlängerung.

    Das ist pure Ökonomie; kein Profit - kein AKW.

    Aber Vorsicht, man kann nicht oft genug warnen:

    Es gibt nur sehr wenige 100% atom-und kohlekraftfreie Stromanbieter.

    Die grünlackierten Tarif-Pakete der großen Vier sind jedenfalls keine Alternative.

    Sie sind willkommenener Nebenerwerb und zugleich grünes Mäntelchen für EON, RWE, ENBW, Vattenfall.

  • L
    Lilo

    Ich habe mich bereits vor über 5 Jahren entschlossen, den Anbieter zu wechseln und beziehe seither bei EWS - völlig unkompliziert und sehr übersichtlich - meinen Strom. Kann jedem, der nicht weiter für Atomstrom ist, nur empfehlen diesen leichten Wechsel zu vollziehen. Anträge sind im Netz downloadbar und sehr transparent.

    Der Kritik, dass viele andere angebliche "Öko-Stromanbieter" alte Wasserkraftwerke (die ja ebenfalls ihre Pumpen wiederum mit Atomstrom laufen lassen) mittels Greenwashing verkaufen, teile ich. Deshalb ist es ratsam in den Stromherkunftsnachweis (meist auf den Anbieterseiten ein wenig versteckt) nachzusehen, woher der angebotene Strom wirklich stammt und wieviele Anteile aus welchen Quellen im Strompaket enthalten sind.

     

    Übrigens: Während mein vorheriger bisheriger Anbieter seine Preise seither stark erhöht hat, blieben sie bei EWS gleich.

     

    Wechseln - ist einfach, ökologisch und auf Dauer auch ökonomischer.

  • F
    Flomarkt

    Und was halten Sie vom 'HalloNatur!'-Tarif bei der energieGUT GmbH? Hat immerhin auch das ok-Power-Siegel. Aber woher kann ich wissen, welche Kraftwerke den Strom produzieren?