: ÖTV gegen Westhafenschließung
■ Für Rücknahme des Senatsbeschlusses/ »Mediendorf« gefährde Arbeitsplätze
Berlin. Die Berliner Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hat die Rücknahme eines Senatsbeschlusses über die Umwidmung des Westhafens in ein »Mediendorf« für die im Jahre 2000 geplanten Olympischen Spiele gefordert. Die Umsetzung des Olympiakonzepts gefährde Hunderte von Arbeitsplätzen und führe zu einer deutlichen Zunahme des innerstädtischen Güterverkehrs, erklärte gestern der Berliner ÖTV-Bezirksvorsitzende, Kurt Lange.
Nach dem am 24. Oktober im Abgeordnetenhaus beschlossenen Entwurf über die Berliner Bewerbung für die Olympischen Spiele soll auf dem südlich des Spandauer Kanals gelegenen 43 Hektar großen Gelände ein Standort für mehrere tausend Journalisten eingerichtet werden. Eine Nutzung des »Mediendorfes« für lediglich vier Wochen rechtfertige das Vorhaben mit all seinen Nachteilen auf keinen Fall, meint die ÖTV.
Von den Planungen betroffen seien rund 550 Arbeitsplätze bei den Berliner Hafen- und Lagerhausbetrieben (Behala) sowie in mittelständischen Firmen; ferner etwa 400 Beschäftigte in einer Behindertenwerkstatt. Es sei zu befürchten, daß es bis zur Entscheidung über den Olympiastandort — frühestens im Jahre 1993 — zu keinen Investitionsentscheidungen mehr für das Gelände des Westhafens kommen werde, hieß es.
Während Verkehrsexperten eine stärkere Versorgung der Stadt über Schiffahrtswege und Schiene befürworteten, würde eine Schließung des Westhafens ein zusätzliches innerstädtisches Verkehrsaufkommen von rund 10.000 Lastkraftwagen täglich nach sich ziehen. Auch besteht die Gefahr einer Zersiedelung der Berliner Wasserstraßen, da viele der etwa 50 auf dem Behala-Gelände ansässigen Firmen sich andere Lagerplätze mit vergleichbaren Verkehrsanschlüssen suchen würden. Nach Angaben des stellvertretenden Behala- Geschäftsführers Rainer Frohe sind nahezu alle Nutzungsverträge für den Westhafen über 1993 hinaus zum Teil bis über das Jahr 2000 abgeschlossen. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen