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■ KommentarÖTV Ahoi!

Wenn dem Senator für Wirtschaft gar nichts Überzeugendes zur Hafenerweiterung mehr einfällt, beliebt Erhard Rittershaus die Diskussion gewöhnlich mit einem Totschlag-Argument abzuwürgen: neue Jobs. Wollen eine Handvoll Öko-Hardliner etwa die Arbeitslosigkeit Tausender Männer verantworten?

Diesmal aber hat sich Hafen-Chorleiter Rittershaus geirrt: Die Hafenarbeiter weigern sich, das gewünschte Klagelied auf die verlorenen Arbeitsplätze anzustimmen. Statt dessen schmettern sie gewerkschaftliche Arien gegen die leeren Versprechungen von Behörde und Wirtschaftsunternehmen. Da kann Rittershaus noch so aufgeregt das Dirigentenstöckchen schwingen und „Ruhe!“ rufen. Gegen das Stimmvolumen von 90 Prozent der Hafenbeschäftigten ist er machtlos.

Jahrelang haben diejenigen, die vom Hafenausbau angeblich profitieren sollten, sich gutgläubig an der Nase herumführen lassen. Heute wissen sie: Es wird weder Beschäftigung noch ordentliche Gehälter geben.

Der Unmut der Basis hat die Führungsriege der einflußreichsten Hamburger Gewerkschaft erreicht. Und das dürfte Rittershaus wirklich bedenklich stimmen: Bestätigt auch die ÖTV-Spitze offiziell die Ablehnung der Hafenerweiterung – und eine erneute Kehrtwende dürfte ihr nach der gestrigen Deutlichkeit schwerfallen – gerät der Hamburger Senat zunehmend in Schwierigkeiten, die Zerstörung Altenwerders zu legitimieren. Ohne Menschen, die bereit sind, das Altenwerder-Vorhaben zu realisieren, muß sich die Politik zwangsläufig zu einer modernen Hafenpolitik der Kooperation und Flächensparsamkeit umorientieren. Heike Haarhoff

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