: Oberförster-Jagdhilfe-Szene
■ betr.: "Und abermals röhrte der Hirsch", taz vom 9.1.92
betr.: „Und abermals röhrte der Hirsch“ von Willi Winkler,
taz vom 9.1.92
Wenn der Autor das Buch so schlecht findet, warum schweigt er dann nicht darüber? Der Qual der Auseinandersetzung stellt er sich jedenfalls nicht, begnügt sich damit, auf niedrigstem Niveau zu dümpeln (man kann nicht einmal sagen: polemisieren). Will der Autor mit dieser Oberförster- Jagdhilfe-Szene witzig sein? Oder ist das nur ein tragischer Abgesang auf die Mühen des Denkens? Ach, es ist ja so einfach. Man findet etwas ganz doof, also setzt man sich hin und zieht es in den Dreck. Und ist das nicht lustig, wenn ein Oberförster mitten im Botho-Strauß-Zitieren „schiffen“ muß? (Ich höre die Lachkonserve vom Band.) Oder wenn eine Hindin einem Hirschen „bambibewimperte“ Blicke zuwirft? Ist es so? Wenn einem was nicht gefällt, dann scheißt man einfach drauf und fertig? „Scheißt“ sage ich und nicht „schießt“. Ein Schuß kommt ja in dem Artikel auch vor. Der Hirsch erschießt den Oberförster.
Der „röhrende Hirsch“ — sollte das also eine Anspielung auf Botho Strauß sein? Aber warum erschießt er dann den begeisterten Leser seines Buchs? [...] Es stimmt nicht, daß man nur Kritik üben kann, indem man sich ein paar Niveaus herunter begibt. Der Artikel möchte die Ebene des „Geistvollen“ bloßlegen, indem sie ihr die Zunge herausstreckt, aber auch das (und ein befreiendes Lachen) muß gekonnt sein. Abgesehen davon hat mich gestört, daß ich nicht wußte, welche Zitate nun von Botho Strauß selber waren oder ob alle von einem Prospekt- Schreiber des Hanser-Verlages stammten. Sabine Neumann, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen