: Oberbaumbrücke: Umsteigen später
■ Ausbau der U1 zum Bahnhof Warschauer Straße verzögert sich um anderthalb Jahre / 100.000 Pendler müssen warten
Klammheimliche Terminverschiebung: Die Verlängerung der U-Bahn-Linie 1 von der heutigen Endstation Schlesisches Tor über die Oberbaumbrücke bis zur S- Bahn-Station Warschauer Straße ist um mindestens anderthalb Jahre verschoben worden. War die Inbetriebnahme des wichtigen Umsteigebahnhofs bislang für Mitte des Jahres 1996 geplant, soll nun die U-Bahn frühestens Ende 1997 bis zur Warschauer Straße fahren, berichtete Rudolf Eisenbach von der Bauverwaltung der taz.
Den U-Bahnhof Warschauer Straße hat der Senat bislang als Vorhaben mit „hoher Priorität“ eingestuft. Denn mit der U-1-Verlängerung ist ein Umsteigen auf fünf S-Bahn-Linien möglich, die eine durchgehende Verbindung mit Potsdam, Königs Wusterhausen, Erkner und Bernau herstellen. Die Senatsverkehrsverwaltung rechnet auf der U-1-Verlängerung mit etwa 100.000 Fahrgästen täglich. Auf Grund dieser wichtigen Bedeutung hatte das Abgeordnetenhaus auf Drängen der Grünen gefordert, daß bis Ende 1992 ein entsprechendes Planfeststellungsverfahren eingeleitet wird. Doch bisher ist nichts passiert.
Referatsleiter Eisenbach begründete dieses Versäumnis gegenüber der taz mit „komplizierten Abstimmungen“ mit der Deutschen Reichsbahn, die der Bau neuer Viaduktstützen unter der geplanten U-Bahn-Station Warschauer Straße erfordere. Die U- Bahn soll nicht wie bis 1961 am heute noch vorhandenen alten U- Bahnhof Warschauer Brücke, sondern unmittelbar über den Gleisen der S-Bahn halten – andernfalls wäre kein schnelles Umsteigen möglich. Vorher müsse aber die Lage der S-Bahn-Gleise verändert werden, sagte Reichsbahn-Abteilungsleiter Christian Morgenroth, um so „Baufreiheit“ für den schnellen Inter-City-Express zu erhalten. Der ICE soll nach Rummelsburg zu einer noch zu bauenden Wartungshalle durchfahren.
Jetzt soll die U1 in einem ersten Bauabschnitt statt der ursprünglich 900 Meter nur noch um 750 Meter zum alten Bahnhof Warschauer Brücke verlängert werden. 170 Millionen Mark kostet dieses Vorhaben – Fahrgäste müssen beim Umsteigen von Gleis zu Gleis dann einen Fußweg von 300 Metern bewältigen. Dieser erste Bauabschnitt soll Ende kommenden Jahres verwirklicht sein.
Entgegen dem Versprechen des Senats, den Autoverkehr nicht zu bevorzugen, soll die Oberbaumbrücke für PKW und LKW bereits im Dezember kommenden Jahres eröffnet werden. Der Termin für die Verlängerung der Straßenbahn-Linie 4 soll Zeitungsmeldungen zufolge bereits von 1997 auf 1998 verschoben worden sein. Dirk Wildt/thok
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen