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OK contra NDR: Otto findet N-Joy gar nicht gut

■ OK Radio klagt gegen N-Joy Radio/ NDR ist sich keiner Schuld bewußt

Es rauscht im Hamburger Radiofrequenzwald. Grund: Genau vier Wochen vor dem Start von „N-Joy Radio“ klagt der Hamburger Lokalrivale „OK-Radio“ vor dem Verwaltungsgericht gegen die Inbetriebnahme des NDR-Ablegers.

Nach Meinung des Geschäftsführers von „OK-Radio“, Frank Otto, ist „N-Joy Radio“ verfassungswidrig, weil „Sendefrequenzen nur im Rahmen eines rechtsstaatlich geordneten Planungsverfahrens zugeordnet werden dürfen“ – und diesen Weg hat der NDR, so Otto, nicht eingehalten. Otto wirft dem NDR indirekt „Radiopiraterie“ vor, denn der Sender würde unter Umgehung geltenden Rechts einfach freie Frequenzen für die Ausstrahlung seines neuen Programmes nutzen.

Die Klage vor dem Verwaltungsgericht ist für den Teenie-Sender offenbar die letzte Möglichkeit, gegen einen Konkurrenten anzugehen, von dem ernsthafte Gefahr für das eigene Bestehen ausgehen könnte. Wirtschaftlichkeit ist das Stichwort, denn Ok-Radio befürchtet, daß ihm die jugendliche Stammhörerschaft davonlaufen werde. Noch steht dem nach „Radio Hamburg“ zweitgrößten Hamburger Lokalsender das Wasser nicht bis zum Hals, doch die Angst vor der Verdrängung ist da.

„N-Joy Radio startet planmäßig am 4.4.1994“, heißt es hingegen gelassen aus der Rothenbaum-chaussee. Der NDR hält die Klage Ottos für „sachlich unbegründet“. Denn: Das Bundesverfassungsgericht habe erst am 22.2.1994 die Programmautonomie der öffentlich-rechtlichen Sender bestätigt. Zudem sei die Zuweisung von Frequenzen Ländersache. „Die vier Staatsvertragsländer des NDR haben die Frequenzen nach Maßgabe ihrer Landesrundfunkgesetze verteilt“, auf die der NDR keinen Einfluß habe.

Im übrigen fühlt sich der NDR unverstanden, denn gerade jetzt, wo der Sender „mit einem speziellen Jugendradio den Wettbewerb aufnimmt, wird er verklagt“.

Frank Otto zeigt sich unterdessen zuversichtlich: „Die Richter werden uns Recht geben“. Ob allerdings die Ausstrahlung von N-Joy Radio ganz verboten wird, mochte Otto nicht prophezeien. Aber: „Ich rechne mit einer einstweiligen Verfügung, die Ausstrahlung wird sich zumindest verzögern“.

Mit Spannung darf also der Morgen des 4. April erwartet werden. Dann soll um 4.44 Uhr N-Joy Radio auf 94,4 MHz (Hamburg) auf Sendung gehen – in trauter Nähe zu OK Radio.

Peter Behrendt

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