OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
So kann eine kapitalistische Eigeninitiative restlos danebengehen: Als Papst Johannes Paul II. 1988 auf einer seiner Südamerikatourneen Uruguay besuchte, kam er zu einer Veranstaltung auch in das kleine, nahe der Grenze zu Brasilien gelegene Städtchen Melo. Die Medien jubilierten und verkündeten den bislang nicht sonderlich vom Glück verfolgten Einwohnern, dass man mit mindestens 50.000 Papstpilgern aus dem großen Nachbarland rechnen müsste. Irgendwas müssen die ja essen, dachten sich die Einwohner Melos ganz praktisch und stellten sich mit über 300 Lebensmittelständen am Straßenrand auf. Doch am Ende kamen gerade mal 400 Brasilianer. Das Geschäft mit dem Papst fiel ins Wasser. In ihrem Spielfilm „El baño del Papa – Das große Geschäft“ haben sich die uruguayischen Regisseure Enrique Fernandez und César Charlone dieser wahren Begebenheit angenommen und sie mit der Businessidee ihres Helden Beto (César Troncoso) noch um eine Facette erweitert: Denn Beto, der seine Familie wie viele andere Einwohner Melos durch kleinen Grenzschmuggel per Fahrrad ernährt, will keine Nahrung verkaufen, sondern vielmehr das Endprodukt entsorgen: Er plant, ein kostenpflichtiges Klo für die Pilger zu bauen. Doch auch dieses Unterfangen gerät zur Tragikomödie, die von den Regisseuren vor allem mit viel Liebe zu den „kleinen“ Leuten in Szene gesetzt wird, die selbst beim Versuch, bescheidenste Träume zu realisieren, vor beinahe unüberwindbaren Hürden stehen.
Ein Gangster mit großer Klappe (James Cagney), ein katholischer Priester (Pat O’Brien) mit sozialen Ambitionen und eine Gruppe „gefährdeter“ Kids: So sah der Gangsterfilm zum Ende der 1930er-Jahre aus, als der Production Code den Studios obligatorisch ein moralisches Ende ihrer Filme abverlangte. Und so muss der harte Mann am Schluss von „Angels with Dirty Faces“ ganz weich tun, um die Kids doch noch auf den rechten Weg zu führen. Bei alledem wusste Regisseur Michael Curtiz aber immer noch, was den Gangsterfilm Warner’scher Prägung ausmachte: wenig Licht, viel Schatten und: „Make it snappy!“
Seine späteren Filme lassen es ja eher nicht vermuten, doch offenbar besaß der polnische Regisseur Krzysztof Kieślowski durchaus Humor. Den zeigte er beispielsweise in „Der Filmamateur“ (1979), einem Werk, das auf – allerdings nicht immer nur – amüsante Weise das Kino und seine Institutionen reflektiert: Eigentlich will der Protagonist Filip mit seiner Schmalfilmkamera nur ein paar Aufnahmen von seiner kleinen Tochter machen. Doch weil er das Ding nun einmal hat, soll er auch gleich einen Film über ein Firmenjubiläum drehen, der kurz darauf bei einem Amateurfilmfest landet. Kritiker preisen Filips unbedarftes Gefilme, er lernt einen berühmten Regisseur und einen Fernsehredakteur kennen – und schon laufen seine Werke auch im Fernsehen. Filip wird vereinnahmt und beginnt sich jetzt auch selbst ernst zu nehmen. Als er jedoch ganz naiv glaubt, er müsse in seinen Filmen Kritik am sozialistischen Alltag anbringen, geht das natürlich schief. LARS PENNING
„El baño del Papa – Das große Geschäft“ (OmU) 31. 1.–1. 2. im Central 2
„Angels with Dirty Faces“ (OF) 2. 2. im Arsenal 2
„Der Filmamateur“ (OmU) 4. 2. im Arsenal 2