OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Ein nicht unbeträchtlicher Teil amerikanischer Weltraumfilme der 1950er Jahre entwarf paranoide Bedrohungsszenarien, in denen finstere Mächte fiese Pläne entwickelten, um sich aufrechte US-Bürger untertan zu machen. Jack Arnolds Science-Fiction-Film „It Came from Outer Space“ (1953) beschreitet einen ganz anderen Weg: Hier wollen die Außerirdischen nach einer Notlandung in der Wüste von Arizona lediglich ihr Raumschiff reparieren und so schnell wie möglich weiterfliegen. Doch da haben sie die Rechnung ohne die Menschen gemacht. Die nämlich haben Angst vor allem Fremden und wollen die vermeintlichen Monster umgehend vernichten. Auch in diesem Film ist einmal mehr Jack Arnolds Gespür für die Schauplätze und die Atmosphäre in tristen Kleinstädten zu bemerken, in denen provinzielle Engstirnigkeit und latente Gewalt herrschen. Das Zeughauskino zeigt noch bis Anfang Mai die Reihe „Weltraumkino“, die sich mit den seit Erfindung der Filmtechnik dargestellten Hoffnungen, Ängsten und Zukunftsvisionen der Menschen in Bezug auf das Weltall beschäftigt. (8. 4., Zeughauskino)
Das Werk des 1990 verstorbenen Jacques Demy ist zweifellos singulär in der französischen Kinogeschichte. Oftmals geprägt von den Erinnerungen des Regisseurs an seine Kindheit und die Heimatstadt Nantes, entstanden ungewöhnliche Filme, die Musical, Märchen und eine nicht immer auf den ersten Blick sichtbare Verankerung der Themen in der sozialen Realität miteinander verschmolzen: sehr farbig, sehr musikalisch und meist auch sehr melodramatisch. Demy drehte Filme, in denen alle Dialoge gesungen werden (wie etwa „Un chambre en ville“ (1980), eine unglückliche Liebesgeschichte während eines blutigen Werftarbeiterstreiks Mitte der 1950er Jahre), freie Interpretationen bekannter Märchen wie „Peau d’âne“ (1970) und „The Pied Piper“ (1971) sowie mit „Les démoiselles de Rochefort“ (1967) eine eigenwillige Hommage an das amerikanische Musical. Sein Langfilmdebüt „Lola“ (1960) nannte Demy einmal „ein Musical ohne Musik“. Ein Musikfilm, aber kein Musical ist auch die die bittersüße Liebesgeschichte „Les parapluies de Cherbourg“ (1963), in der Demy zur Musik Michel Legrands erstmals alle Dialoge singen ließ: ein melodramatisches Werk, in dem ein junges Glück Trennungen und Missverständnisse nicht übersteht, gedreht in künstlichen Dekors und extravaganten Farben, die vom Unglück der Protagonisten künden. Im Arsenal-Kino ist im April eine komplette Retrospektive der Filme von Jacques Demy zu sehen. (Lola 9. 4., Les parapluies de Cherbourg 10. 4., Peau d’âne 13. 4., Arsenal)
Ein Musikfilm ist auch Jean-Luc Godards essayistische Dokumentation „One Plus One“ (1968), die unter anderem zeigt, wie die Rolling Stones ihren Song „Sympathy for the Devil“ im Studio aufnehmen. Das war Godard natürlich nicht genug, und so spielen in dem nicht ganz einfach zu verstehenden politischen Pamphlet auch die Black-Panther-Bewegung, pornografische Texte und eine Figur namens Eve Democracy wichtige Rollen. (8. 4., Kurbel) LARS PENNING