OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Alfred Hitchcock hatte zu den Krimis von Agatha Christie, den sogenannten Whodunits, in denen sich ein Detektiv auf die Suche nach dem Urheber eines Verbrechens macht, eine dezidierte Meinung: Der Meister des Suspense fand sie spannungslos und in hohem Maße unfilmisch. Aus seiner Sicht hatte er damit zweifellos recht, denn als Leser/Zuschauer kann man sich schon leicht veräppelt vorkommen, wenn einem am Ende ein brillanter Detektiv dank erstaunlicher Hirnakrobatik einmal mehr genau jene Person als Täter präsentiert, die stets das eindeutig beste Alibi besitzt. Mit Hitchcocks Idee der emotionalen Beteiligung des Zuschauers am Geschehen haben Ratekrimis tatsächlich nichts zu tun. Dafür boten die Christie-Verfilmungen den Schauspielern jedoch stets den Rahmen für hübsch skurrile Auftritte, und das kann ja auch ganz vergnüglich sein. Unvergessen ist in dieser Hinsicht vor allem die Britin Margaret Rutherford, die als ältliche und ungemein besserwisserische Miss Marple gemeinsam mit dem Rentnerkollegen Mister Stringer in Filmen wie „Vier Frauen und ein Mord“ und „Der Wachsblumenstrauß“ auf Verbrecherjagd geht. Wie immer raubt sie dabei dem Inspektor von Scotland Yard den letzten Nerv – und wie immer behält sie mit ihren Vermutungen und Verdächtigungen recht. Zu sehen in einer kleinen Reihe mit Agatha-Christie-Verfilmungen im Lichtblick-Kino. (23. bzw. 24. 5. im Lichtblick)
Nachdem sich die Disney-Trickfilmer in den letzten Jahren mit ihren Werken rund um den verfressenen Bären Winnie Puuh immer weiter von den in den 1920er Jahren entstandenen und von E. H. Shepard illustrierten Originalgeschichten des britischen Schriftstellers A. A. Milne entfernt hatten, knüpfen die Regisseure Stephen J. Anderson und Don Hall mit „Winnie Puuh“ in jeder Hinsicht wieder an Traditionen an: Das Ergebnis ist ein in klassischer Handzeichnung erstellter Trickfilm, der mit surrealen Wortspielereien viel vom Geist Milnes transportiert – zumal die literarische Inspiration sich auch auf grafischer Ebene mit einer ständigen Interaktion zwischen den Figuren und den Buchstaben eines Buches manifestiert. Der Bär „von geringem Verstand“ wirkte lange nicht mehr so charmant. (19. 5.–25. 5. in 5 Kinos)
Der Chefredakteur gibt eine heiße Geschichte in Auftrag: Juden verkaufen keine Wohnungen an arabische Israelis. Nach ersten Recherchen kommt der Journalist Amjad zurück und sagt: Stimmt nicht. Daraufhin wird die Geschichte einfach umgestellt und ist noch immer heiß: Immer mehr Juden verkaufen ihre Wohnungen an Araber. Eine Szene aus der israelischen Fernsehserie „Arab Labor“, die mit hintergründig absurdem Witz das Zusammenleben von Juden und Arabern in Israel ergründet. Im Mittelpunkt steht der arabische Israeli Amjad, der auch die deprimierende Erfahrung machen muss, dass der Wasserdruck in jüdischen Wohngebieten höher ist als in arabischen. Drei Folgen der Serie präsentiert das Jüdische Filmfest im Arsenal-Kino. (OmenglU, 25. 5. Arsenal) LARS PENNING