OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Meine erste Begegnung mit Bernhard Wickis Antikriegsfilm „Die Brücke“ hatte ich im Alter von 15 Jahren in der Schule. Einerseits freute ich mich, dass eine reguläre Unterrichtsstunde ausfiel, andererseits hatte ich gegen alles, was die Lehrer als pädagogisch wertvoll erkannt hatten, ganz grundsätzlich so meine Bedenken. Meine Klassenkameraden und ich hätten jedenfalls alle lieber „Star Wars“ gesehen – trotzdem beeindruckte uns „Die Brücke“ dann doch. Schließlich waren die Helden der Geschichte nicht älter als wir selbst, erlebten aber in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs Dinge, von denen wir uns damals wirklich keine Vorstellung machen konnten: Wicki erzählt von sieben Oberschülern, die nach kurzer militärischer Ausbildung von den Nazis abkommandiert werden, um eine eigentlich unwichtige Brücke gegen anrückende alliierte Truppen zu verteidigen. Die Kämpfe, der Tod der Kameraden und das nicht minder grausige Töten der Gegner wandelt die ursprüngliche Begeisterung der Jungen über den Auftrag schließlich in blankes Entsetzen. Neben der totalen Sinnlosigkeit des militärischen Geschehens macht vor allem die quälend realistische Darstellung des Geschehens Eindruck: „Die Brücke“ ist zweifellos Wickis bedeutendster Film.
Zu den absoluten Größen deutschsprachiger Filmkunst, in die Gesellschaft von Murnau, Lang und Pabst, gehört Richard Eichberg nicht. Doch seit seinem Regie-Debüt 1915 wusste er sein Publikum stets gut zu unterhalten: Eichberg filmte sich munter durch alle Genres und hatte insbesondere das Abenteuerliche, Triviale und Exotische fest im Blick. Seine bis heute wohl populärsten Filme sind die Neuverfilmungen von „Der Tiger von Esch-napur“ und „Das indische Grabmal“ (1938) mit der exotisch erscheinenden Tänzerin La Jana, die eigentlich etwas weniger exotisch Henriette Hiebel hieß. Das Zeughauskino zeigt im Juli eine umfangreiche Reihe mit Eichberg-Filmen, zur Eröffnung das Melodram „Song“ (1928): Hier spielt Hollywoods chinesischer Glamourstar Anna May Wong eine Tänzerin im Hafenmilieu, die sich unglücklich verliebt und schließlich ums Leben kommt. An Wongs Seite schafft sich Heinrich George so richtig hinein in Liebe, Leidenschaft und Eifersucht.
Bereits der Vorspann mit der exzessiven Verwendung von Multiscreenbildern verdeutlicht, aus welchem Jahrzehnt Norman Jewisons Krimi „The Thomas Crown Affair“ stammt: In der Ästhetik der späten 1960er-Jahre spielte diese Art der Bild-in-Bild-Montage eine entscheidende Rolle. Und sie wird geschickt eingesetzt in der natürlich im Breitwandformat inszenierten Geschichte des coolen Millionärs (Steve McQueen), der per Telefon einen perfekten Bankraub inszeniert und es anschließend mit einer ebenso kühlen wie skrupellosen Versicherungsdetektivin (Faye Dunaway) zu tun bekommt, die sich mit ihm ein offen ausgetragenes Duell liefert. Allerdings lassen Garderobe und Haartrachten von Miss Dunaway gewisse Zweifel an der Kleidsamkeit von Minikleidchen und hochgesteckten Knotenfrisuren aufkommen. LARS PENNING
„Die Brücke“ 6. 7. im Babylon Mitte
„Song“ (engl. ZT) 6. 7. im Zeughauskino
„The Thomas Crown Affair“ (OmU) 10. 7. im Freiluftkino Schwarzenberg