piwik no script img

■ Nur noch heute im Kino:"Paganini" c/o Kinski

Nur noch heute im Kino:

„Paganini“ c/o Kinski

Als Abschluß einer Reihe von Filmen mit Klaus Kinski hat das Kommunalkino eine Kuriosität ausgegraben: „Paganini“ ist der einzige Film, bei dem Kinski selber Regie führte und das Drehbuch schrieb. Dies tat er allerdings so gründlich, daß der Film als „unspielbar“ deklariert wurde und nie in die Kinos kam. In Italien wurde er immerhin als Videocassette vermarktet, und deshalb können sich die Bremer Kinski-Fans heute abend wenn schon nicht am Zelluloidfilm, dann doch immerhin an der Video—Großprojektion der italienischen Originalfassung (natürlich ohne deutsche Untertitel) ergötzen.

Aber eine Warnung tut not: Wer hier einen auch nur halbwegs vernünftig produzierten Film erwartet, wird diese 80 Minuten kaum aushalten können. In die Niederungen des soliden Filmhandwerks ließ Kinski sich erst gar nicht hinab. Synchronisation, Kontinuität, eine auch nur halbwegs nachvollziehbare Erzählstruktur - das waren für einen Alleskönner und -kenner wie ihn natürlich Kinkerlitzchen, die er mit souveräner Grandezza einfach ignorierte.

Stattdessen besteht der Film nur aus genialistischen Posen, mit denen Kinski sich selbst inszenierte. Als Selbstportrait (also nicht als Filmkunst, sondern als Dokument) ist „Paganini“ hochinteressant. Kinski hat sich offensichtlich ohne jede Distanz mit dem Teufelsgeiger Paganini identifiziert: Ein Genie traf endlich jemanden auf seinem Niveau!

So stöhnen die Frauen im Konzertsaal wollüstig, wenn Paganini seinen Bogen hebt; man sieht wie er fiedelt, vögelt, in Nahaufnahmen möglichst genial aus der Wäsche guckt und sich um seine Familie kümmert. Ehefrau Deborah und Sohn Nanhoi spielen die Familie Paganinis, und wenn Klaus Paganini sich am Schluß buchstäblich zu Tode fiedelt, darf sein Sohn verzweifelt die Arme recken und sich auf den Sarg werfen.

Alles ist eben hemmungslos übertrieben und von grandios schlechtem Geschmack: Kinski pur. Wilfried Hippen

Kino 46 heute 22.30 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen