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Nur heute nacht im Kino: Carnival of Souls

Das Versprechen wird zum Glück nicht ganz gehalten: Wenn es in der Filmreihe Cineflash des Cinema nur „die besten der schlechtesten Filme“ geben würde, wäre das auf die Dauer doch etwas langweilig. Der Film dieses Monats „Carnival of Souls“ aus dem Jahr 1962 ist zum Beispiel überhaupt nicht „bad“, aber dafür sehr „strange“:

Nur eine Stunde, nachdem ihr Auto von einer Brücke stürzte, steigt die junge Mary wieder aus den Fluten; aber sie und alles um sie herum wirkt jetzt seltsam, unheimlich und leblos. Phantome erscheinen ihr in Fenstern und Spiegeln — in einem Busbahnhof und auf der belebten Straße bemerkt sie keiner der vielen Passanten, und selbst wenn ihre Mitmenschen sie sehen, reagiert sie wie unter Hypnose. Schauerliche Kräfte ziehen sie immer stärker zu einem verlassenen Vergnügungspavillion am Ufer des Salt Lake.

All das hat Regisseur Herk Harvey in sehr kunstvoll elegantem Schwarz-Weiß gedreht. Nicht als Teenie-Horror-Schocker, sondern als anspruchsvolle Filmkunst, die eher an Bergmann und Antonini als an „Die Nacht der Lebendigen Toten“ erinnert. Lange Passagen, in denen nur seltsame Orgelklänge zu hören sind, schaffen eine gespenstische Stummfilmatmosphäre.

Mary arbeitet als Kirchenorganistin, und in einer der unheimlichsten Szenen des Filmes spielt sie in Trance eine immer wahnsinniger klingende Musik, bis der entsetzte Pfarrer ihr mit den Worten „Gotteslästerung — was spielst du in dieser Kirche?“ die Hände schließlich von den Tasten reißt.

Harvey war ein Anvantgardist, und sein Film ging bei Doppelvorstellungen in Autokinos sang- und klanglos unter. Er wurde danach kaum noch gezeigt, und Harvey drehte nie wieder einen Spielfilm sondern, zimmerte sich eine bescheidene, doch sichere Karriere als Industrie- und Werbefilmer zurecht. 1989 wurde der Film in den USA neu entdeckt, 1990 lief er auf dem Münchener Filmfest zusammen mit anderen US-Schubladenfilmen wie „Blast of Silence“ und „The Plot Against Harry“ und wurde als eine der großen Entdeckung des Festivals gefeiert. Aber auch während der 28 Jahre, in denen es fast unmöglich war, ihn zu sehen, stieg unter Filmbuffs sein Renomme als Kultfilm in erstaunliche Höhen. Bei einem Interview in München gab Harvey dafür eine schlüssige Erklärung: „Ein Kultfilm ist für mich nichts anderes als ein Film, den so wenige gesehen haben, daß es ein Statussymbol ist, ihn auch gesehen zu haben!“ In Bremen haben Sie diese Chance heute um 23.00 Uhr im Cinema bei Cineflash.

Wilfried Hippen

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