: Nur halbtags lernen
Hernes CDU ist gegen Ganztags-Grundschulen – doch in Sodingen sehen das CDUler ganz anders
HERNE taz ■ In Herne sorgt die CDU für Streit um offene Ganztagsgrundschulen. Zusammen mit den Republikanern stimmte sie gegen die Einrichtung von zwei Grundschulen mit ganztägiger Betreuung. „Mit dieser Einstellung passt die CDU nach der PISA-Studie nicht mehr in die pädagogische Landschaft“, sagt Horst Schiereck, Chef der SPD-Ratsfraktion. “Die Entscheidung ist bürger- und elternfeindlich.“
In einer der betroffenen Grundschulen war eine Vereinszusammenarbeit mit Musik-, Sport, und Sprachförderprogrammen schon beschlossene Sache. Egbert Lewicki, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion, lehnt eine Argumentation mit der PISA-Studie ab: „Der Name offene Ganztagsschule ist eine Mogelpackung. Es ist eine Halbtagsschule mit Nachmittagsbetreuung.“ Das gehe zu Lasten der Horte und verbessere die Bildung nicht. „Mit PISA hat das in meinen Augen nichts zu tun.“ Außerdem müssten die Eltern einen Beitrag und Essensgeld zahlen. „Wenn es Schule ist, muss es kostenfrei sein“, argumentiert Lewicki. Horst Schiereck von der SPD sagt, dass sozial schlechter gestellte Familien vom Beitrag befreit würden.
Die Fördermittel für den Umbau der Schulen liegen schon bereit. Etwa zwei Drittel zahlt das Land, ein Drittel die Kommune. Die CDU fürchtet um die langfristige Finanzierung. „Die Förderung wird 2007 eingestellt und angesichts der Haushaltslage glaube ich nicht, dass es neue Gelder gibt“, sagt Egbert Lewicki. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Schiereck hält dagegen: „Ich denke nicht, dass sich das Land aus der Förderung zurückzieht.“ Rolf Ahrens von der Grünen-Ratsfraktion wirft Lewicki vor, sich in seiner Rolle als Oberbürgermeister-Kandidat mit einer Entscheidung gegen Rot-Grün profilieren zu wollen. „Die Argumente der CDU sind nicht schlagkräftig wenn man sieht, dass andere CDU-Gemeinden auch Ganztagsschulen eröffnen.“
So hofft Michael Dören, Vorsitzender der Schulpflegschaft der betroffenen Grundschule, dass „die CDU ihre Haltung aufgibt, die lediglich auf politische Konfrontation ausgelegt ist.“ Die CDU votiert in Herne uneinheitlich. Nach der Abstimmung in Herne Mitte, stimmte die CDU im Bezirk Sodingen überraschend geschlossen für die offenen Grundschulen. Ob diese Meinungsunterschiede durch den öffentlichen Druck zu erklären sind, will Lewicki nicht kommentieren: „Zu dieser Rolle rückwärts der Kollegen in Sodingen sage ich nichts.“ TIMO NOWACK