■ BRD/Türkei: Nur ein Terrorproblem
Bonn (taz) – So scharf hat sich wohl noch kein neuer Botschafter in seiner ersten Pressekonferenz geäußert wie der türkische Abgesandte: Volkan Vural – zuletzt Chefberater von Ministerpräsidentin Tansu Çiller – warf der deutschen Seite vor, mit Vorurteilen und ohne große Kenntnisse die Situation in seinem Land zu bewerten. Für ihn gibt es kein Kurdenproblem, sondern nur ein Terrorproblem. Und der Erfolg der Demokratie in dem „multiethnischen Staat“ hänge ausschließlich von der Bekämpfung des Terrorismus ab. Die angestrebte Verfassungsreform, die jüngst erst am Widerstand militärischer Kreise gescheitert war, wird laut Vural „in kurzer Zeit geschehen“. Die von der Türkei angestrebte Mitgliedschaft in der europäischen Zollunion sieht er nicht im Kontext solcher Fragen. Mit der Berufung Vurals zeigt die Türkei, wie wichtig für sie die deutsch-türkischen Beziehungen sind. Vural war Botschafter in Moskau und im Iran, der für die Türkei eine wichtige Regionalmacht ist.
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