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KommentarNur Stilfragen

■ Wie Nölle sich selbst unmöglich macht

In Bremer Wirtschaftskreisen kursieren seit Tagen die Kopien von Bürgermeister Nölles schulmeisterlicher Reaktion auf einen nicht ganz unberechtigten Beschwerdebrief eines CDU-Wählers. So wie diesem Manfred Boeckers kann es jedem passieren, der an Wahlkampf-Versprechen des Bürgermeister-Kandidaten erinnert.

Kein Lehrling muß sich heute von seinem Arbeitgeber so behandeln lassen. Boeckers hat seinen Brief mit den handschriftlichen Nölle-Zensuren am Rande ohne Kommentar weitergegeben - zum stillen Schmunzeln oder auch Entsetzen „der Wirtschaft“, deren Vertreter in der Politik Ulrich Nölle gern sein möchte.

Verträgt unser neuer Bürgermeister und CDU-Spitzenmann nur Menschen um sich herum, die „Ja, Herr Bürgermeister“ und „Bitte nach Ihnen, Herr Bürgermeister“ sagen? Wenn Nölle das so aus der Sparkasse gewohnt sein wollte, ist denn niemand in der CDU, der ihm sagt, daß die Zeiten feudaler Machtausübung über andere Menschen lange her sind, daß Demokratie eingeführt wurde von den amerikanischen Besatzungstruppen und daß Staatsbürger nicht als dumme Jungs zu behandeln, sondern mündige Menschen sind?

Besonders unangenehm fällt Nölles hochfahrende Art im Vergleich mit dem eigentlichen Bürgermeister auf, der es sich zum Programm gemacht hat, auf Menschen zuzugehen, auch wenn sie keine schlichten Ja-Sager sind. Klaus Wolschner

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