piwik no script img

Nur SPD für Hoff

■ Justizsenator präsentierte nur einen Wunsch-Kandidaten als Knast-Leiter / CDU enthielt sich, Grüne und FDP sauer

Einen ziemlichen Wirbel hat es am Freitag auf der Sitzung der Justiz-Deputation um die Besetzung der Stelle für den neuen Leiter des Oslebshauser Knastes gegeben (vgl. taz v. 4.3.). Während sich fünf Interessenten, davon drei Nichtjuristen, auf die behördenintern ausgeschriebene Stelle beworben hatten, wurde in der Sitzung von Justizsenator Volker Kröning nur ein einziger Kandidat vorgestellt und warm empfohlen: Staatsanwalt Hans-Henning Hoff.

Völlig unabhängig von der Qualifikation Hoffs wollten sich die Deputierten der FDP (Fred Jungclaus) und der Grünen (Carola Schumann) auch über die anderen Bewerber ein Bild machen, anstatt blind über den senatorischen Kanditaten abzustimmen. Carola Schumann: „Wenn jemand 500 Gefangene und 300 Bedienstete führen soll, muß man doch über dessen Konzeptionen und die der anderen diskutieren!“ Möglicherweise wäre gerade ein

Nicht-Jurist geeignet gewesen, die anstehenden Probleme der Knast-Reform und des Drogen-Problems zu bewältigen. In anderen Deputationen, so argumentierten Jungclaus und Schumann, sei es üblich, eine Vor-Auswahl mehrerer Kandiataten zu präsentieren.

„Ich sitze da doch nicht zur bloßen Legitimation“, empörte sich Schumann gegenüber der taz, „wenn die Sache längst gelaufen ist! Da bin ich nach den Monaten im St.-Jürgen -Untersuchungs-Ausschuß sehr sensibilisiert und an die Galla -Wahl erinnert!“ Aus 23 Bewerbern war damals mit Galla nur ein weiterer Kandidat vorgestellt worden.

Daß das Wahlverfahren eine Einbahnstraße war, wollte Kröning nicht verbreitet wissen. Sein Pressesprecher erklärte auf taz-Nachfrage am Freitag nach der Sitzung, natürlich sei diskutiert worden, aber alles sei „wie üblich“ gewesen. Das mag ja tatsächlich so sein. S.P

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen