Nürnberg gegen Dortmund: Der Wind dreht
Gegen schwache Borussen aus Dortmund setzt sich der 1. FC Nürnberg im Sonntagsspiel verdient mit 2:0 durch.
NÜRNBERG taz Um 16 Uhr 54 war es wieder so weit. Seifige Panflötentöne waberten durch das Nürnberger Stadion, die Fans reckten ergriffen die Schals in die Höhe und vom Band ertönte die Club-Hymne, die textlich so ziemlich alles enthält, was zur Selbstvergewisserung jedes Fans eines jeden Traditionsvereines beiträgt: Rückwärtsgewandtes ("so vieles überstanden"), Strukturkonservatives ("bleibt bestehen") und Trotziges ("wenn auch der Wind sich dreht"). In der vergangenen Saison und bei den ersten Saisonspieltagen schmetterten noch tausende den Refrain mit. Seit ein paar Wochen ist das Publikum deutlich andächtiger. Die Angst hat auch die Fanszene ergriffen. Und Trainer Hans Meyer beobachtet neuerdings höchstpersönlich das Aufwärmspielchen der ersten Elf. Und die erhöhte prompt bereits vor dem Anpfiff die Schlagzahl.
Als "Die Legende lebt" mit einer windigen Zukunftsprognose ("so vieles wird geschehen") verklang, hatte der Club noch happige fünf Punkte Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz - nun sind es nur noch zwei, da am Sonntag parallel auch Abstiegskonkurrent Rostock verlor. Zwar war den Gastgebern selbst gegen die schwachen Dortmunder die Nervosität anzumerken, doch über weite Strecken konnte man sogar spielerisch überzeugen.
Die Not der Dortmunder, deren Trainer Thomas Doll seit seinem Abschied beim HSV unter dem Generalverdacht steht, zu nett zu sein, ist nach dem fünften sieglosen Spiel in Serie größer geworden. Den BVB-spezifischeren Vorwurf, den Kader falsch zusammengestellt zu haben, konnte seine Mannschaft auch am frühen Sonntagabend nicht entkräften. Schlimmer noch: Sie bot die gesamte erste Hälfte einen komplett unengagierten Auftritt. Keine Bewegung, keine Abstimmung und nicht eine einzige Torchance im gesamten ersten Durchgang. Ganz anders die Nürnberger, die von Anpfiff an das Tempo vorgaben und mehrmals schnell und intelligent in die Spitze spielten. Bereits in der zehnten Minute erzielte Tamas Galasek das 1:0. Der Ball war scharf geschossen, allerdings hätte Roman Weidenfeller wohl wieder eine Torwartdiskussion am Hals, wenn er in den letzten Spielen ähnlich pomadig reagiert hätte. Weitere spektakuläre Chancen durch Dominik Reinhardt (22.) und vor allem Marek Mintal (43.) folgten, ohne dass das beim Gast den Willen geweckt hätte, in die Sportart einzusteigen, die offiziell auf dem Programm stand.
Das taten die Borussen immerhin nach dem Wechsel, wussten eine Viertelstunde lang sogar zu gefallen, ehe die Gastgeber nach einer Stunde den Faden wieder fanden und durch Nicky Adler (60.) erneut zu einer Chance kamen. Das Tor machten jedoch die Gastgeber: Mit dem Schlusspfiff sorgte Angelos Charisteas per Fernschuss für den Siegtreffer.
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