THW Kiel-Handballer Andrej Tschepkin : Notnagel mit Führungsfunktion
ANDREJ TSCHEPKIN, 42, wurde in der Ukraine geboren, brillierte bei Barcelona und verlässt den THW Kiel. FOTO: DPA
Er kam als „Kuschelbär“ und „Handball-Rentner“ – nun verlässt er den THW nach nur zweieinhalb Monaten als umjubelter Publikumsliebling mit drei Titeln. Andrej Tschepkin wird man in der Bundesliga so schnell nicht vergessen: Ein 42-Jähriger, der aus dem Ruhestand als Notnagel verpflichtet und zum Garanten der erfolgreichsten Saison der Clubgeschichte wird. „Man muss schon sagen, dass wir mit ihm ein Riesenglück gehabt haben“, sagt THW-Manager Uwe Schwenker über Tschepkin. Nun hat sich Tschepkin aus der Bundesliga nach der Meisterschaft des THW leise wieder verabschiedet – beim gesterigen All-Star-Game war er nicht dabei.
„Wenn ihr wieder Probleme habt, können wir telefonieren“, sagte Tschepkin am Samstag in der Ostseehalle. Dass Tschepkin noch einmal aufs Parkett zurückkehrt, ist eigentlich ausgeschlossen – doch das war es schon einmal: Zwei Jahre hatte der gebürtige Ukrainer nicht mehr gespielt, als Schwenker ihn in höchster Not anrief. Marcus Ahlm hatte sich zuvor im Champions-League-Spiel bei Portland San Antonio verletzt, und angesichts der bösen Personalnot drohte dem THW das jähe Ende aller Titelhoffnungen.
Noch in der Halle griff Schwenker zum Hörer und telefonierte mit Verantwortlichen des FC Barcelona, wo Tschepkin zuletzt unter Vertrag gestanden hatte. Zwei Tage später war er bereits in Kiel. „Es war schon die Frage: Wo kann der uns helfen?“, erinnert sich Weltmeister Dominik Klein. Tschepkin entpuppte sich bald als Volltreffer: Aus seiner Zeit in Barcelona hatte er nicht nur Champions-League-Erfahrung, sondern auch den Spitznamen „El Gigante“ mitgebracht. Als wahrer Riese erwies sich Tschepkin – in seinem spanischen Pass wird der Name mit „Xepkin“ transkribiert – nach dem Ausfall von Kapitän Stefan Lövgren.
Er übernahm die Führungsaufgaben, ordnete die Deckung und erwies sich vor allem als vorbildlicher Teamplayer und Motivator. Dass sein Trainer Zvonimir Serdarušić ihn immer wieder als „Handball-Rentner“ bezeichnete, war eher ein Zeichen von Wertschätzung als von Spott. Gekratzt hat es ihn sowieso nicht. „Ich bin ja alt“, sagt Tschepkin. KLI / DPA