■ Uniklinik-Fusion auf der Kippe: Notbremse ziehen!
Die Personalversammlung der Charité hat der Fusion mit dem Uniklinikum Rudolf Virchow am Donnerstag eine eindeutige Absage erteilt. Von über 600 TeilnehmerInnen, darunter fast alle ProfessorInnen und wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, haben nur drei für die Fusion gestimmt. Dieses Votum kann der Fakultätsrat kaum noch ignorieren. Auch dieses Gremium hat festgestellt, daß der Gesetzentwurf von CDU und SPD nicht die Bedingungen der Charité erfüllt. Doch die faktische Absage an die Fusion hat das Gremium auf Betreiben von Dekan Harald Mau in eine Kompromißformel gekleidet. Man will weiter versuchen, diese Bedingungen durchzusetzen. Was passiert, wenn dies nicht gelingt, ist offen.
Das Einverständnis zur Fusion hatte die CDU-Fraktion der Charité ohnehin nur unter erpresserischem Druck abgerungen. Angesichts der Drohung, die Charité finanziell auszutrocknen, stimmte die Klinikleitung den Fusionsplänen zu – doch nur unter drei Bedingungen: Der Standort der Klinik in Mitte müsse gesichert werden, die Investionsmittel müßten garantiert sein, und so lange wie möglich sollten eigenständige Strukturen der Charité erhalten bleiben. Diese Garantien sind im vorliegenden Gesetzentwurf aber nicht oder nur zu unzureichend erfüllt. Unter den MitarbeiterInnen hat sich quer durch die Bank die Einschätzung durchgesetzt, daß der vorliegende Gesetzentwurf die Charité zerstören werde. Wann zieht der Fakultätsrat endlich die Notbremse? Denn wenn die Charité nicht mitzieht, platzt der erzwungene Zusammenschluß. Nur so ist die Fusion zu stoppen, die nicht einmal der zuständige Wissenschaftssenator Manfredt Erhardt (CDU) je gewollt hat, weil sie großen Schaden für die Kliniken anrichtet und weil fraglich ist, ob sie den erhofften Spareffekt überhaupt bringt. Dorothee Winden
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