: Noriega vor Gericht
■ Die USA wollen den General stürzen
Die Chancen für einen ehrenvollen Abgang von General Noriega sind nach der Anklage wegen Drogengeschäfte dahin. Das Weiße Haus und das State Department wollen den starken Mann am Isthmus schon lange loswerden. Aber bis vor kurzem hatten noch CIA und Pentagon ihre schützende Hand über ihn gehalten. Noriega hatte dem Geheimdienst jahrelang Informationen über Kuba und Nicaragua geliefert, hatte Contras für den Kampf gegen die Sandinisten ausbilden lassen und für Stabilität rund um den Kanal gesorgt. Bereicherung durch Drogengeschäfte wurde ihm daher nicht angekreidet.
Von Stabilität ist keine Rede mehr, seit auch Panama von der Wirtschaftskrise erfaßt wurde und der Weltwährungsfonds dem Land ein Paket mit unpopulären Maßnahmen verordnet hat. Die USA setzen jetzt auf die Finanz- und Handelsoligarchie zur Wahrung ihrer Interessen. Seit die Regierung in Washington ihn des Drogenschmuggels bezichtigt, hat General Noriega das anti-imperialistische Banner aufgezogen und sich demonstrativ an Kuba und Nicaragua angebiedert. Als vor wenigen Monaten ein kubanischer Überläufer in den USA aufdeckte, daß der General all die Zeit auch Informationen über die USA an Fidel Castro verkauft hatte, wurde er auch für die CIA zur persona non grata.
Hatte Noriega vor ein paar Wochen noch versucht, eine ehrenvolle Pensionierung im April anzubahnen, so wird er sich nach dem jüngsten Affront bestimmt an die Macht klammern. Neben der Wirtschaftsmisere droht den Panamaern nun auch die totale Konfrontation mit den USA. Ralf Leonhard
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