Aus den Niederungen des Fußballsports: Norddeutscher Schweinehandel
■ Der (geplante)Trainertausch von Hamburg-Lurup
Sponsoren im Amateurfußball haben meist große Ziele. Natürlich auch Lurup-Mäzen Uwe Einsath. Er möchte seinen Klub in die noch neu zu schaffende Regionalliga führen. Da paßte es dem ehrgeizigen Gerüstbauer überhaupt nicht, daß die Oberliga-Mannschaft mit 3:7-Punkten in die neue Serie startete - dafür hat man Verständnis.
Gibt es eine Krise, wird natürlich gerne der Trainer ausgetauscht, da er (fast) immer der Schuldige ist. So kursierten die Gerüchte, daß Uwe Einsath gerne mit Altona 93 den Trainer tauschen möchte. „Kuddl“ Noldt (fetzte sich zuletzt häufiger mit dem Vorstand über die schlechten Trainingsbedingungen) zu Lurup, dafür sollte Klaus Behla die müden Altonaer (starteten mit mageren 6:6-Punkten in die neue Verbandsliga-Serie) wieder aufpäppeln. Eine schöne Idee, mehr aber nicht. Denn die Trainer haben keine Lust, verweigern sich.
AFC-Coach Karl-Heinz Noldt: „Ich bleibe hundertprozentig beim AFC. Mit mir hat keiner konkret über einen Wechsel gesprochen. Das wäre auch egal, denn ich kann und will meine Spieler in dieser schweren Situation nicht hängen lassen.“ Klaus Behla reagiert noch ein wenig zynischer auf die veröffentlichten Geheimpläne seines Mäzens: „Ich würde einen Tausch nie akzeptieren. Wir sind hier doch nicht beim norddeutschen Schweinehandel. Ich habe einen laufenden Vertrag bei Lurup und wenn man mich loswerden will, dann sollen sie es sagen. Ich werde mich auf jeden Fall hundertzwanzigprozentig bis zum Schluß für die Mannschaft einsetzen, das habe ich immer getan.“
Rührige Worte von Klaus Behla, der aber Unterstützung von Kapitän und Libero Ralf Jester bekommt: „Der 2:1-Sieg letzte Woche bei Göttingen 05 hat gezeigt, daß wir voll zu unserem Trainer stehen. Er macht ein gutes Training, stellt uns gut auf die Gegner ein. Dieser Sieg war auch ein Sieg für Behla.“ Was für eine Solidarität gibt es noch unter Fußballern. Kaum einer hatte das für möglich gehalten, aber die Mannschaft nimmt ihren Trainer in Schutz, gibt zu, daß sie selbst Fehler gemacht hat. Dazu noch mal Jester: „Im kämpferischen Bereich mangelte es in den ersten Spielen, aber das haben wir abgestellt, jetzt geht es richtig zur Sache.“
Vor allem, wenn ab dem 1. Oktober auch noch Ex-Profi Andre Trulsen die Mannen von der Flurstraße verstärkt. Er wird aber am Sonntag (15 Uhr) im Kellerderby gegen Preußen Hameln noch fehlen, in dem sich die Luruper Jungs mit einem Sieg erst einmal aus dem Keller der Oberliga-Tabelle puschen wollen. Danach würde dann sicherlich etwas mehr Ruhe in Lurup einkehren - zumindest die Hoffnung sollte man nicht aufgeben...
Pille
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