Nolympia: Folge 7: Luftgitarre
Hamburg, Hannover, Kiel, Ratzeburg – in den norddeutschen Olympiastützpunkten wird derzeit hart trainiert, damit es ab 5. August in Rio Medaillen gibt. Aber es geht auch anders: Die taz.nord stellt Sportarten vor, die nicht olympisch sind und es ziemlich sicher auch nicht werden, die aber im Norden beliebt sind.
Ist das Luftgitarre-Spielen eine Sportart? Seitdem es Wettkämpfe im Luftgitarre-Spielen gibt durchaus. Luftgitarre ist ebenso ein Sport, wie Aerobic, Eiskunstlauf oder Synchronschwimmen ein Sport ist. Nur, dass die Luftgitarristen mehr Wert auf Individualismus legen, als es Sportler im Allgemeinen tun.
Beim Luftgitarren-Wettbewerb haben die Luftgitarristen 60 Sekunden Zeit, eine Jury zu überzeugen. Ihre Performance ist eine Art Tanz, der bewertet wird nach Originalität der Leistung, Ausdrucksfähigkeit, Charisma, technischen Fähigkeiten, künstlerischem Gesamteindruck und Airness. Letzteres meint die Fähigkeit, das Luftgitarrenspielen über die Imitation hinaus zu einer eigenständigen Kunstform zu erheben. Bewertet wird wie beim olympischen Eiskunstlauf auf einer Skala von 4,0 bis 6,0 Punkten.
Seit 2004 gibt es in Deutschland den Landesverband German Air Guitar Federation, der acht Deutsche Luftgitarrenmeisterschaften ausgerichtet hat. Der Sieger darf zur Luftgitarren-WM, die im finnischen Oulu stattfindet. 2011 gewann die WM die Hannoveranerin Aline Westphal.
Wobei die Expertise des Nordens noch weiter geht: Westphal kam zur Luftgitarre durch ein Seminar an der Uni Hildesheim. Sie schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema und ist auch fünf Jahre nach ihrem WM-Sieg die Grande Dame der Szene. KLI
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