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NolympiaFolge 1: Tipp-Kick

Hamburg, Hannover, Kiel, Ratzeburg – in den norddeutschen Olympiastützpunkten wird derzeit hart trainiert, damit es ab 5. August in Rio Medaillen gibt. Aber es geht auch anders: Die taz.nord stellt Sportarten vor, die nicht olympisch sind und es ziemlich sicher auch nicht werden, die aber im Norden beliebt sind.

Tipp-Kick ist eine Kindheitserinnerung. Ein Geschicklichkeitsspiel, das auf einen Tisch passt und mit vier Spielfiguren und einem zwölfeckigen Ball so reduziert ist, dass viel Raum bleibt für Phantasie.

Erfunden wurde Tipp-Kick 1921 in Stuttgart, seine erste Hochphase erlebte es in Nazi-Deutschland. 1938 kam es zur ersten Vereinsgründung, und zwar in Hildesheim: Dort gründeten fünf Jungs zwischen 11 und 14 Jahren die TFG 38 Hildesheim.

Mittlerweile gibt es über 50 Vereine und einen ernsthaften Ligabetrieb in Deutschland. Die erste deutsche Mannschaftsmeisterschaft 1973 entschied die TFG 38 Hildesheim noch für sich, derzeit aber dümpeln die Hildesheimer in der Regionalliga Nord vor sich hin. Der aktuell erfolgreichste Nord-Club ist der TKV Jerze, der Platz vier in der Bundesliga belegt – hinter Frankfurt, Hirschlanden und Berlin.

Das ist beachtlich, denn Jerze hat gerade mal 175 Einwohner. Der Ort gehört zu Bockenem in Niedersachsen. Trainiert wird immer samstags um 14.30 Uhr im Feuerwehrhaus. Mit dem vierten Tabellenplatz hat sich die TKV für die Play-offs am 4. Juni in Gevelsberg qualifiziert. Der Gewinn des Titels ist immer noch möglich.

Über den Aufstieg in die Bundesliga 2005 heißt es in der Vereinschronik: „Das unglaubliche Ereignis wurde mit zwei Feiern gebührend gewürdigt.“ Zwei Feiern? Nicht auszumalen, was in Jerze bei einem Gewinn der Meisterschaft los wäre. kli

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