: Noch was
NOCH WAS...
Nach einer jahrelangen Odyssee lebt ein paßloser Iraner seit zwei Jahren unter schwierigsten Bedingungen auf dem Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle, weil seine Staatsangehörigkeit ungeklärt ist. Alfred Merhan kam nach eigenen Angaben 1945 in Kuschistan als unehelicher Sohn eines Iraners und einer Engländerin zur Welt. Als sein Vater 1968 starb, wurde er von dessen iranischer Witwe verstoßen und reiste nach England, um seine leibliche Mutter zu suchen. Bei seiner Rückkehr nach Iran 1975 nahm ihm der berüchtigte Geheimdienst SAVAC den Reisepaß ab, weil er in England an einer Demonstration gegen den Schah teilgenommen habe. Nach Kurzaufenthalten in Berlin, Amsterdam und London erhielt Merhan in Belgien einen Staatenlosenpaß. Nach fünf Jahren reiste er nach Paris und dann nach London, wo er abgewiesen und nach Paris zurückgeschickt wurde. Seither lebt er auf dem Flughafen mit einer Unterbrechung von drei Monaten, die er wegen „Landstreicherei“ im Gefängnis verbrachte. Er ernährt sich dank der Essenmarken hilfsbereiter Stewardessen in der Betriebskantine und wird vom Flughafenarzt medizinisch betreut.
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