: Noch 'ne Komödie!
■ „Schmeiß die Mama aus dem Zug“ von Danny DeVito ist eine schwarze Komödie mit Hitchcock und einer Mutter, die selbst Gandhi gerne umgebracht hätte
Dies ist schon der dritte komische Film aus Amerika, der innerhalb von zwei Wochen in Bremer Kinos anläuft. Und „Throw Momma From The Train“ hat Verbindungen zu beiden anderen Streifen: Der Komiker Danny DeVito spielte sehr erfolgreich in „Tin Men“ dem vorletzten Film von Barry Levinsons, der jetzt „Good Morning Vietnam“ inszeniert.
Deshalb bekam DeVito die Chance, bei diesem Film auch selber die Regie zu führen. Und John Waters (Hairspray) hat mit seiner genüßlichen Zelebrierung des Häßlichen den Weg dahin geebnet, daß eine so gräßliche und fiese Personifikation des schlechten Geschmacks wie „Mama“ in einer Großproduktion aus Hollywood möglich geworden ist.
Bei solch einer Mutter hätte selbst Gandhi Mordphantasien bekommen, genau wie der kleine, etwas kindliche Owen (DeVito), dem sie das Leben zur Hölle macht. Owen geht zu einem Kurs für kreatives Schreiben, den der Autor Larry (Billy Crystal) leitet, und auch der würde am liebsten eine Frau umbringen: seine geschiedene Ehefrau, die seinen Roman geklaut hat und damit reich geworden ist, während er kein Wort mehr schreiben kann.
Stattdessen muß er sich mit den hoffnungslosen Fällen in seinem Kurs abplagen. Owen ist der Hartnäckigste, und Larry ver
sucht, ihm lang und breit, die literarischen Prinzipien von Mordgeschichten zu erklären: der Mörder muß sein Motiv verdecken und ein Alibi konstruieren; Owen soll sich einen Hitchcockthriller ansehen, dann würde er es schon verstehen. Owen sieht sich „Der Fremde im Zug“ an und glaubt zu verstehen, daß Larry ihm ein Geschäft vorgeschlagen hat: genau wie in dem Film könnten sie ihre Morde „über Kreuz“ begehen: Owen tötet Larries Ex-Frau - Larry bringt Mama unter die Erde und keiner kommt ihnen drauf.
Owen geht auch gleich ans Werk und Larrys Frau verschwindet. Plötzlich ist Larry aber der Hauptverdächtige ohne Alibi und mit Motiven zugeschüttet, und Owen setzt ihm zu, nun gefälligst auch seinen Teil der Abmachung zu erfüllen und Mama kaltzumachen.
Wenn Hitchcock im Zusammenhang mit neueren Filmen erwähnt wird, ist das langsam äußerst verdächtig, etwa so wie in der Literatur „kafkaeske“ immer des Schlimmste vermuten läßt. In jeden zweiten Thriller wird der Meister zitiert, seine Stimmungen werden nachempfunden und seine Tricks geklaut. Nur von der komischen Seite her haben sich nur Wenige an ihn herangetraut - Truffaut mit „Auf Liebe und Tod“ sowie „High Anxiety“ von Mel Brooks, und der war auch noch ziemlich mißlungen.
DeVito übertreibt das parodistische Zitieren nicht - es gibt zwar eine Autofahrt mit kaputten Bremsen wie in „Familiengrab“, einige Treppen, Züge und Traumsequenzen. Aber der Humor des Films kommt nicht in erster Linie von diesem „Wiedererkennungsbonus“, mit dem man Filmkenner so schnell und billig zum Lachen kriegt.
Die Geschichte selbst ist schrill und aberwitzig genug, und DeVito hat seine erste Regiearbeit flott inszeniert. Dabei gab er nicht der Versuchung nach, sich selbst vor der Kamera in den Vordergrund zu stellen. Stattdessen beherrscht Mama oft das Bild, aber Anne Ramsey spielt sie auch so überzeugend häßlich, dumm und gemein, daß ihre Oscar -Nominierung für die beste weibliche Nebenrolle voll berechtigt war.
Jazzfans werden sich freuen, den jungen Starsaxophonisten Branford Marsalis in einer Nebenrolle zu entdecken.
Und Jazzfans sollten wohl auch die Szene sehr mögen, in der Owen laut mit seiner Trompete in Mamas schmalziges Ohr bläst, damit sie einen Herzanfall bekommt. Mit einem Ruck wacht sie aber auf und schreit : „Ich hatte gerade einen schrecklichen Alptraum: Louis Armstrong versuchte mich umzubringen.“
Wilfried Hippen
UFA Sögestraße, 12, 15.30, 18, 20.30 Uhr
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