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Noch immer in Behörden17.000 Stasi-Spitzel unerkannt

Offenbar sind viele Stasi-Leute unerkannt in den deutschen Behörden verblieben. Der Grund: Zur Wiedervereinigung waren die Stasi-Akten erst zum kleineren Teil aufgearbeitet.

Dunkle Stunden: Befragungsraum der Stasi im ehemaligen Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Bild: reuters

BERLIN dpa | Die Zahl ehemaliger Stasi-Mitarbeiter in deutschen Behörden ist offensichtlich größer als bisher bekannt. Rund 17.000 frühere Beschäftigte des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) sollen trotz Prüfungen im öffentlichen Dienst ostdeutscher Landesverwaltungen verblieben sein, berichtete die Financial Times Deutschland.

Davon arbeiteten 2247 in Mecklenburg- Vorpommern, 2942 in Brandenburg, 800 in Thüringen, 4400 in Sachsen- Anhalt, 2733 in Berlin und 4101 in Sachsen. Der Ruf nach Konsequenzen wird angesichts der Enthüllungen lauter – so wird eine erneute Überprüfung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst gefordert.

Am Mittwoch hatte auch das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigt, dass nach der Wiedervereinigung einige ehemalige Stasi-Leute übernommen worden sind – 23 arbeiten dort heute noch. Diese Information sei jedoch nicht neu, betonte das Bundesinnenministerium. "Jeder Einzelfall ist genauestens geprüft worden", betonte ein Sprecher.

Auslöser waren Berichte über das LKA Brandenburg

Die Debatte über eine bisher unbekannt hohe Zahl von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern war vergangene Woche entbrannt, als bekannt geworden war, dass im Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg rund 100 ehemalige Offiziere der früheren DDR-Staatssicherheit arbeiten sollen. Das Innenministerium in Potsdam bestätigte nur 58 Fälle.

Auch für den Schutz des Wochenendgrundstücks von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Schutzbereich Uckermark sollen jahrelang zwei ehemalige Stasi-Offiziere verantwortlich gewesen sein. 20 Jahre nach dem Mauerfall sind noch hunderte frühere Stasi-Mitarbeiter im Polizeidienst der ostdeutschen Länder.

"Dimensionen, die keiner geahnt hat"

Klaus Schroeder, Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin, forderte eine klare Offenlegung der Bundesländer. Er gehe von mehreren zehntausend ehemaligen Inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi in Ministerien und Behörden aus. "Das sind Dimensionen, die bisher keiner geahnt hat", sagte Schroeder der FTD.

"Die Überprüfungen waren sehr standardisiert und oberflächlich", kritisierte er. So seien Zollbeamte oder Personenschützer zu großzügig behandelt worden, da sie politisch als eher unbedenklich gegolten hätten.

Der Landesbeauftragte für Stasi-Unterlagen in Sachsen-Anhalt, Gerhard Ruden, hält eine neue Überprüfung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst für erforderlich. "Das ist eine Frage der politischen Hygiene", sagte Ruden der FTD.

Aus seinen Berichten ergibt sich, dass sich damals bei 6375 Beschäftigten in Ministerien, nachgeordneten Einrichtungen und dem Landtag Hinweise auf eine hauptamtliche oder eine inoffizielle Stasi-Mitarbeit (IM) ergaben. Mehr als 4400 dieser Stasi-Mitarbeiter wurden weiterbeschäftigt.

SPD-Politiker gegen eine Pauschalisierung

"Die Beschäftigung im öffentlichen Dienst an sich ist noch nicht das Problem", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Stephan Heilsberg der Mitteldeutschen Zeitung. "Das Problem ist, in welchen Positionen sie da landen." Wenn sie wie beim LKA Brandenburg in Leitungspositionen landen, dann sei das nicht hinnehmbar. "Wenn sie Pförtnerdienste machen, dann ist es hinnehmbar."

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums begründete die Übernahme von früheren Stasi-Mitarbeitern durch das BKA wie folgt: "Aufgrund des Einigungsvertrages sind sowohl vom Innenministerium der DDR als auch in wenigen Einzelfällen aus dem Bereich der Staatssicherheit Mitarbeiter übernommen worden."

Einer von ihnen gehört auch zum Personenschutzkommando von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Er soll aber nicht zu ihrem direkten Schutz eingesetzt sein, sondern nur für die Aufklärung in einem Vorkommando.

"Schlag ins Gesicht der Stasi-Opfer"

"Es ist ein Schlag ins Gesicht der Stasi-Opfer, dass ausgerechnet die Täter von einst in sensible Bereiche übernommen wurden", sagte der Sprecher der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), Ronald Lässig. Es dränge sich der Verdacht auf, dass der öffentliche Dienst von Stasi-Kadern durchsetzt sei. Die Bundesregierung müsse dringend für Aufklärung sorgen, forderte die Opfervereinigung

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24 Kommentare

 / 
  • EB
    Ein Brandenburger

    Die Staatssicherheit - Das passende Thema zur richtigen Zeit.

     

    Statt sich mit den wirklichen! Ursachen und Auswirkungen der Finanzkrise in Deutschland zu beschäftigen wird wiedermal die STASI ausgegraben um das Wahlvolk zu beschäftigen.

    Warum denken nur viele Bundesbürger bei diesem Wort fast ausschließlich an Spitzel, Repression und IM?

    Weil es von den Regierenden so gewollt ist und in diesem Sinne von einigen Politikern, 'Historikern' und den Mainstreammedien so unters Volk gebracht wird.

    Auch die taz macht in diesem Artikel aus 17.000 ehemaligen Mitarbeitern gleich 17.000 Spitzel.

     

    Wo liest oder hört man schon mal, daß die Staatssicherheit noch für viele andere Aufgaben zuständig war?

    Personenschutz, Objektschutz, Funkaufklärung, Auslandsnachrichtendienst u.v.m.

    Tätigkeiten die man bei den Diensten der BRD (BKA, LKA, BND, MAD...) als vollkommen selbstverständlich ansieht.

     

    Doch die ehemaligen Mitarbeiter der Staatssicherheit werden alle in einen großen Topf mit der Aufschrift "Alles Verbrecher" geworfen. Sicher überspitzt, doch manchmal kommt es mir so vor.

  • M
    manfred (57)

    Mal noch ne Frage zu Eurer genialen Schlagzeile: Wenn die unerkannt sind, woher wißt Ihr dann, daß es 17.000 sind?

  • M
    manfred (57)

    @Blizzard

     

    "Ich finde, heutzutage sollte man da konsequent durchgreifen, die verlogenen Adenauer-Zeiten sind doch vorbei!" - Das hättet Ihr wohl gerne. Ihr wollt Euch um die Aufarbeitung Eurer auch nicht immer appetitlichen Vergangenheit drücken. Und so lange Leute wie Oettinger öffentlich die Filbingers hofieren und dafür Applaus bekommen, sind die Adenauer-Zeiten noch lange nicht vorbei. Nicht nur der Osten hat eine Geschichte aufzuarbeiten, oh nein, da gibt es viel mehr zu tun.

     

    Übrigens: Auch die Mitarbeiter der "Organisation Gehlen" und deren Nachfolgeorganisation sind im öffentlichen Dienst.

  • KK
    Klaus Keller

    Die Individuelle Schuld ist zu klären inklusive Verjährungsfrist nach den Regeln der Rechts,wie es wohl auch praktiziert wird.

    Bei der FTD habe ich schon den Einderuck es geht um Kampagnenjournalismus über Umwege in Richtung Linke.

     

    Der vergleichen mit dem Umgang mit früheren NSDAP Leuten halte ich nicht für so abwegig.

    Das frühere NSDAP-Mitglied Kurt-Georg Kiesinger wurde in der 1960er Jahren Bundeskanzler.

    Theodor Heus(nicht nsdap)stimmte 1933 für die Ermächtigungsgesetze und wurde dennoch der erste Bundespräsident.

    Vielleicht sollte man mal die Listen der Rentenkassen mit denen der noch gesuchten Kriegsverbrecher vergleichen vielleicht wird man fündig.

     

    So gesehen ist die ehem. Mitgliedschaft in einer ehem Behörde der DDR Voraussetzung für die Kandidaten der nächsten Bundespräsidentenwahl ;-)

     

    klaus keller hanau

  • B
    überwachungsstaat

    Ist doch super das es noch erfahrene Stasi leute gibt,

    so kann die BRD ihren so geliebten Überwachungsstaat viel besser aufbauen.

    Weil wir sind ja alle Terroristen (§129 a,b)!

    Ich erinnere nur an die Geruchsproben von Demonstranten die vor dem G8 in Heiligendamm gesammelt wurden.

  • JF
    J. Fischer

    Das ehemalige Stasimitarbeiter immer noch in Behörden beschäftigt sind ist eine bodenlose Frechheit und Ungerechtigkeit. Es ist eine Verhöhnung all derer, die unter den Repressalien in der DDR zu leiden hatten.

     

    Viele Stasi Leute, welche schon vor der Wende zu den Gewinnern in der Gesellschaft (DDR) zählten, haben mit der Wende ihre Gesinnung flugs um 180 Grad gedreht und arbeiten nun gut gelaunt und ohne schlechtes Gewissen für den ehemaligen Klassenfeind, haben ihr Fähnchen also wieder in den Wind gehängt. Ein bedauern - Fehlanzeige.

     

    Beim lesen des Beitrags fragte ich mich auch, wozu es eine Gauck Behörde (BStU) gibt. Ist sie nicht dazu da um genau so etwas zu verhindern? Oder sitzen dort auch schon Ehemalige und führen Regie?

     

    Auf die ersten beiden Kommentare will ich hier lieber nicht näher eingehen. Ian Bellyn hat dazu alles Notwendige schon geschrieben.

  • A
    anke

    Keine noch so hochnotpeinliche Untersuchung konnte je zweifelsfrei die Motive klären, aus denen heraus Menschen handeln – oder auch nicht. Ob eine Person die ihr verliehene Macht also lediglich ge- oder ob und wenn ja warum sie sie bewusst missbraucht, weiß allein sie selbst. Vollkommen unabhängig davon, ob sie irgendwann einmal auf irgend einer Liste geführt wurde oder nicht.

     

    Ein Berufsverbot für MFS-Mitarbeiter ist nur in so weit ein Akt der "politischen Hygiene", als der gegenwärtige Staat um das Vertrauen seiner Bürger wirbt. (Nicht, dass ich bislang das Gefühl hätte, DER Staat würde sich tatsächlich bereits angewiesen fühlen auf mein Vertrauen.) Offenbar gibt es Leute, die glauben, das Vertrauen der Bürger und damit ihre Lenkbarkeit hinge in erster Linie von der Vergangenheit ab und nicht von der Gegenwart. Das dürfte allerdings ein Irrtum sein. Dem Staat hilft es nur sehr bedingt, wenn sich einzelne Stasi-Opfer künftig sicher sein dürften, in ihren Rechten nur noch von Leuten beschnitten zu werden, denen das nicht bereits unter anderen Vorzeichen erlaubt gewesen ist. Das Misstrauen nämlich bleibt nicht nur, es wächst auch wie Unkraut. Außerdem ist es ausgesprochen leicht übertragbar. Das genau ist der Grund dafür, dass menschliche Gesellschaften gut daran tun, jede Form des Machtmissbrauchs (so emotionslos wie nur irgend möglich) zu ahnden, ganz egal, wodurch sie motiviert ist.

     

    Hygiene? Kann nicht darin bestehen, die eigenen Hände in Unschuld zu waschen. Wäre schön, wenn wir zur Abwechslung aus unserer Geschichte mal mehr lernen würden als immer nur mit dem Finger auf Andere zu zeigen.

  • EL
    Erwin Lindemann

    @Ian Bellyn: Sie wollen doch nicht ernsthaft irgendwelche Nazi-Mörder mit einem IM der Stasi gleichstellen? Zwischen Staatssicherheit und planmäßiger organisierter Ermordung von Menschen liegen doch wohl Welten! Wenn schon, sollte man die Stasi mit dem BKA vergleichen. DDR-Unrecht? Ja, Staatsfeinde konnten in der DDR nicht mehr ihren Wunschberuf ausüben. Komisch, genau das höre ich doch genau jetzt auch wieder!

     

    Mir persönlich ist es auch egal (nein, eigentlich nicht...), ob ein Herr Mielke oder ein Herr Schäuble mein Telefon abhört. Aber dieses "Dein Unrecht ist unrechter als mein Unrecht" ist lächerlich und nur noch peinlich. Kein Wunder, dass in aktuellen Umfragen die DDR von der Mehrheit der Ostbevölkerung als gar nicht so schrecklich empfunden wird...

  • B
    Blizzard

    So etwas hat offenbar in Deutschland Tradition. Mein Vater wurde 1938 vor seiner Emigration von einem beamteten Schreibtischtäter enteignet und verlor sein gesamtes Vermögen. In den fünfziger Jahren traf er ihn per Zufall wieder. Der Täter war jetzt Beamter in einer anderen Behörde und war inzwischen befödert worden. Ich finde, heutzutage sollte man da konsequent durchgreifen, die verlogenen Adenauer-Zeiten sind doch vorbei!

  • IB
    Ian Bellyn

    @saggse u. karsten neumann

     

    Das Argument, dass NSDAP- Mitglieder auch Karriere in der BRD gemacht haben, kann doch nicht im Ernst als Rechtfertigung genutzt werden, um ehemalige STASI- Mitarbeite im LKA zu dulden. Eine deratrige Argumentation ist lächerlich und kindisch. Nach dem Motto "Wenn die das durften darf ich das auch" lässt sich in keinem Rechtsstaat Gerechtigkeit etablieren. Ich frage mich wie sie zur deutschen Vergangenheit stehen: Schon mal was von dem Motto: "Aus Fehlern lernen" gehört. Ich bitte sie ihrern Kommentar scharf zu überdenken.

  • KN
    karsten neumann

    ein schlag ins gesicht der stasi-opfer? unmenschliches bleibt unmenschliches, doch wo sind wir denn? ich darf hier nur mal an den herrn kurt georg kiesinger erinnern, der es als NSDAP-mitglied immerhin zum ministerpräsidenten und später zum bundeskanzler gebracht hat! ein schlag ins gesicht der zig millionen nazi-opfer! also sehr viele die jetzt hier ihre klappe aufreissen sollen mal den ball schön flach halten und vor der eigenen haustüre kehren.

  • S
    saggse

    Hat sich schonmal jemand gefragt, wieviele Nazis nach 1945 bei den Behöden im Westen der Republik arbeiten / gearbeitet haben? Wenn die alle rausgeflogen wären, hätte es eine BRD nie gegeben: "Entfällt wegen Personalmangel"

  • EB
    Ein Brandenburger

    Die Staatssicherheit - Das passende Thema zur richtigen Zeit.

     

    Statt sich mit den wirklichen! Ursachen und Auswirkungen der Finanzkrise in Deutschland zu beschäftigen wird wiedermal die STASI ausgegraben um das Wahlvolk zu beschäftigen.

    Warum denken nur viele Bundesbürger bei diesem Wort fast ausschließlich an Spitzel, Repression und IM?

    Weil es von den Regierenden so gewollt ist und in diesem Sinne von einigen Politikern, 'Historikern' und den Mainstreammedien so unters Volk gebracht wird.

    Auch die taz macht in diesem Artikel aus 17.000 ehemaligen Mitarbeitern gleich 17.000 Spitzel.

     

    Wo liest oder hört man schon mal, daß die Staatssicherheit noch für viele andere Aufgaben zuständig war?

    Personenschutz, Objektschutz, Funkaufklärung, Auslandsnachrichtendienst u.v.m.

    Tätigkeiten die man bei den Diensten der BRD (BKA, LKA, BND, MAD...) als vollkommen selbstverständlich ansieht.

     

    Doch die ehemaligen Mitarbeiter der Staatssicherheit werden alle in einen großen Topf mit der Aufschrift "Alles Verbrecher" geworfen. Sicher überspitzt, doch manchmal kommt es mir so vor.

  • M
    manfred (57)

    Mal noch ne Frage zu Eurer genialen Schlagzeile: Wenn die unerkannt sind, woher wißt Ihr dann, daß es 17.000 sind?

  • M
    manfred (57)

    @Blizzard

     

    "Ich finde, heutzutage sollte man da konsequent durchgreifen, die verlogenen Adenauer-Zeiten sind doch vorbei!" - Das hättet Ihr wohl gerne. Ihr wollt Euch um die Aufarbeitung Eurer auch nicht immer appetitlichen Vergangenheit drücken. Und so lange Leute wie Oettinger öffentlich die Filbingers hofieren und dafür Applaus bekommen, sind die Adenauer-Zeiten noch lange nicht vorbei. Nicht nur der Osten hat eine Geschichte aufzuarbeiten, oh nein, da gibt es viel mehr zu tun.

     

    Übrigens: Auch die Mitarbeiter der "Organisation Gehlen" und deren Nachfolgeorganisation sind im öffentlichen Dienst.

  • KK
    Klaus Keller

    Die Individuelle Schuld ist zu klären inklusive Verjährungsfrist nach den Regeln der Rechts,wie es wohl auch praktiziert wird.

    Bei der FTD habe ich schon den Einderuck es geht um Kampagnenjournalismus über Umwege in Richtung Linke.

     

    Der vergleichen mit dem Umgang mit früheren NSDAP Leuten halte ich nicht für so abwegig.

    Das frühere NSDAP-Mitglied Kurt-Georg Kiesinger wurde in der 1960er Jahren Bundeskanzler.

    Theodor Heus(nicht nsdap)stimmte 1933 für die Ermächtigungsgesetze und wurde dennoch der erste Bundespräsident.

    Vielleicht sollte man mal die Listen der Rentenkassen mit denen der noch gesuchten Kriegsverbrecher vergleichen vielleicht wird man fündig.

     

    So gesehen ist die ehem. Mitgliedschaft in einer ehem Behörde der DDR Voraussetzung für die Kandidaten der nächsten Bundespräsidentenwahl ;-)

     

    klaus keller hanau

  • B
    überwachungsstaat

    Ist doch super das es noch erfahrene Stasi leute gibt,

    so kann die BRD ihren so geliebten Überwachungsstaat viel besser aufbauen.

    Weil wir sind ja alle Terroristen (§129 a,b)!

    Ich erinnere nur an die Geruchsproben von Demonstranten die vor dem G8 in Heiligendamm gesammelt wurden.

  • JF
    J. Fischer

    Das ehemalige Stasimitarbeiter immer noch in Behörden beschäftigt sind ist eine bodenlose Frechheit und Ungerechtigkeit. Es ist eine Verhöhnung all derer, die unter den Repressalien in der DDR zu leiden hatten.

     

    Viele Stasi Leute, welche schon vor der Wende zu den Gewinnern in der Gesellschaft (DDR) zählten, haben mit der Wende ihre Gesinnung flugs um 180 Grad gedreht und arbeiten nun gut gelaunt und ohne schlechtes Gewissen für den ehemaligen Klassenfeind, haben ihr Fähnchen also wieder in den Wind gehängt. Ein bedauern - Fehlanzeige.

     

    Beim lesen des Beitrags fragte ich mich auch, wozu es eine Gauck Behörde (BStU) gibt. Ist sie nicht dazu da um genau so etwas zu verhindern? Oder sitzen dort auch schon Ehemalige und führen Regie?

     

    Auf die ersten beiden Kommentare will ich hier lieber nicht näher eingehen. Ian Bellyn hat dazu alles Notwendige schon geschrieben.

  • A
    anke

    Keine noch so hochnotpeinliche Untersuchung konnte je zweifelsfrei die Motive klären, aus denen heraus Menschen handeln – oder auch nicht. Ob eine Person die ihr verliehene Macht also lediglich ge- oder ob und wenn ja warum sie sie bewusst missbraucht, weiß allein sie selbst. Vollkommen unabhängig davon, ob sie irgendwann einmal auf irgend einer Liste geführt wurde oder nicht.

     

    Ein Berufsverbot für MFS-Mitarbeiter ist nur in so weit ein Akt der "politischen Hygiene", als der gegenwärtige Staat um das Vertrauen seiner Bürger wirbt. (Nicht, dass ich bislang das Gefühl hätte, DER Staat würde sich tatsächlich bereits angewiesen fühlen auf mein Vertrauen.) Offenbar gibt es Leute, die glauben, das Vertrauen der Bürger und damit ihre Lenkbarkeit hinge in erster Linie von der Vergangenheit ab und nicht von der Gegenwart. Das dürfte allerdings ein Irrtum sein. Dem Staat hilft es nur sehr bedingt, wenn sich einzelne Stasi-Opfer künftig sicher sein dürften, in ihren Rechten nur noch von Leuten beschnitten zu werden, denen das nicht bereits unter anderen Vorzeichen erlaubt gewesen ist. Das Misstrauen nämlich bleibt nicht nur, es wächst auch wie Unkraut. Außerdem ist es ausgesprochen leicht übertragbar. Das genau ist der Grund dafür, dass menschliche Gesellschaften gut daran tun, jede Form des Machtmissbrauchs (so emotionslos wie nur irgend möglich) zu ahnden, ganz egal, wodurch sie motiviert ist.

     

    Hygiene? Kann nicht darin bestehen, die eigenen Hände in Unschuld zu waschen. Wäre schön, wenn wir zur Abwechslung aus unserer Geschichte mal mehr lernen würden als immer nur mit dem Finger auf Andere zu zeigen.

  • EL
    Erwin Lindemann

    @Ian Bellyn: Sie wollen doch nicht ernsthaft irgendwelche Nazi-Mörder mit einem IM der Stasi gleichstellen? Zwischen Staatssicherheit und planmäßiger organisierter Ermordung von Menschen liegen doch wohl Welten! Wenn schon, sollte man die Stasi mit dem BKA vergleichen. DDR-Unrecht? Ja, Staatsfeinde konnten in der DDR nicht mehr ihren Wunschberuf ausüben. Komisch, genau das höre ich doch genau jetzt auch wieder!

     

    Mir persönlich ist es auch egal (nein, eigentlich nicht...), ob ein Herr Mielke oder ein Herr Schäuble mein Telefon abhört. Aber dieses "Dein Unrecht ist unrechter als mein Unrecht" ist lächerlich und nur noch peinlich. Kein Wunder, dass in aktuellen Umfragen die DDR von der Mehrheit der Ostbevölkerung als gar nicht so schrecklich empfunden wird...

  • B
    Blizzard

    So etwas hat offenbar in Deutschland Tradition. Mein Vater wurde 1938 vor seiner Emigration von einem beamteten Schreibtischtäter enteignet und verlor sein gesamtes Vermögen. In den fünfziger Jahren traf er ihn per Zufall wieder. Der Täter war jetzt Beamter in einer anderen Behörde und war inzwischen befödert worden. Ich finde, heutzutage sollte man da konsequent durchgreifen, die verlogenen Adenauer-Zeiten sind doch vorbei!

  • IB
    Ian Bellyn

    @saggse u. karsten neumann

     

    Das Argument, dass NSDAP- Mitglieder auch Karriere in der BRD gemacht haben, kann doch nicht im Ernst als Rechtfertigung genutzt werden, um ehemalige STASI- Mitarbeite im LKA zu dulden. Eine deratrige Argumentation ist lächerlich und kindisch. Nach dem Motto "Wenn die das durften darf ich das auch" lässt sich in keinem Rechtsstaat Gerechtigkeit etablieren. Ich frage mich wie sie zur deutschen Vergangenheit stehen: Schon mal was von dem Motto: "Aus Fehlern lernen" gehört. Ich bitte sie ihrern Kommentar scharf zu überdenken.

  • KN
    karsten neumann

    ein schlag ins gesicht der stasi-opfer? unmenschliches bleibt unmenschliches, doch wo sind wir denn? ich darf hier nur mal an den herrn kurt georg kiesinger erinnern, der es als NSDAP-mitglied immerhin zum ministerpräsidenten und später zum bundeskanzler gebracht hat! ein schlag ins gesicht der zig millionen nazi-opfer! also sehr viele die jetzt hier ihre klappe aufreissen sollen mal den ball schön flach halten und vor der eigenen haustüre kehren.

  • S
    saggse

    Hat sich schonmal jemand gefragt, wieviele Nazis nach 1945 bei den Behöden im Westen der Republik arbeiten / gearbeitet haben? Wenn die alle rausgeflogen wären, hätte es eine BRD nie gegeben: "Entfällt wegen Personalmangel"