: Nitrat im Wasser
■ Acht Millionen Bürger müssen schlechtes Wasser trinken
Berlin (afp) — Rund die Hälfte der Bevölkerung in den fünf neuen Bundesländern erhält nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums Trinkwasser, das dauernd oder zeitweise nicht den gesetzlichen Qualitätsanforderungen genügt. Als eine Ursache nannte der Leiter der Außenstelle des Ministeriums in Berlin, Staatssekretär Anton Pfeifer, am Dienstag die hohe Nitratbelastung großer Gebiete durch die äußerst intensive Landwirtschaft in der DDR. Rund eine Million Menschen erhalte zur Zeit nitratüberlastetes Wasser. 50.000 Bürger in den Regionen Dresden, Leipzig und Halle hätten über Jahre Trinkwasser mit mehr als 150 Milligramm Nitrat pro Liter bekommen. Der gültige Grenzwert liegt bei 50 Milligramm.
Weitere Belastungen und Gefährdungen der Wasserversorgung sind laut Pfeifer durch industrielle und militärische Altlasten bedingt, über die jedoch noch ein sehr lückenhaftes Bild bestehe. Zusätzlich führe das überalterte Wasserrohrnetz immer wieder zu einer bakteriologischen Verunreinigung, so daß 1,4 Millionen Menschen Wasser erhielten, das seuchenhygienisch nicht der Trinkwasserverordnung entspreche. Pfeifer schlug ein Sofortprogramm in den am stärksten belasteten Gebieten zur Untersuchung des Wassers auf Chlorkohlenstoffe und Schwermetalle vor, das vom Bundesumweltministerium finanziert werde. Erforderlich seien außerdem eine Gesamtübersicht über die Trinkwasserqualität, die drastische Reduzierung des Einsatzes von Nitrat und Pflanzenschutzmitteln sowie eine zügige Altlastensanierung. Die dringend notwendigen technischen Maßnahmen verursachen nach Schätzung der gemeinsamen Gesundheitskommission Kosten von rund 1,5 Milliarden Mark.
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