Nils Schuhmacher Hamburger Soundtrack: Gut gemeint und gut gemacht
Die Popkultur wird bevölkert von den es gut meinenden „Enablers“ (25. 6., Hafenklang), kühnen „Interrupters“ (26. 6., Markthalle) und so weiter. Unter uns gesagt, sind Namen vielleicht nicht immer Schall und Rauch, aber es geht eben auch mit weniger scheppernder „Programmatik“. Rebeca Tamayac, um ein Beispiel zu nennen, äußerte in einem Interview in dieser Zeitung einmal, dass „Frau sein in Zentralamerika bedeutet, in einem permanenten Krieg zu leben“. Seine Gesichter sind Entrechtung und Gewalt bis hin zum Mord, seine Schauplätze die Familie, die Straße, die Gesetze.
Tamayac ist Soziologin. Sie kam im Laufe ihrer wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzung mit feministischen Kämpfen und dem Widerstand gegen andere Unterdrückungsverhältnisse in Guatemala mit der HipHop-Kultur in Berührung. Seit einigen Jahren ist sie unter dem Namen Rebeca Lane selbst als Rapperin aktiv und mittlerweile über die Grenzen ihrer Heimat bekannt.
Im Hip-Hop gibt es bekanntlich ebenfalls eine Menge Schall und Rauch. Manche seiner Subgenres sind offenbar nur erfunden worden, um eine weitere Arena offensiver Männlichkeitsdarstellung zu bieten. Wie viel davon Klischee, wie viel sogenannte Wirklichkeit ist, lassen wir an dieser Stelle ungeklärt. Nicht zu bestreiten ist jedoch, dass Rapperinnen – wie andere Musikerinnen auch – sich Sichtbarkeit und Anerkennung in der Regel zäh erstreiten müssen. Für feministischen Rap dürfte dies in besonderem Maße gelten. Und für feministischen Rap in Gesellschaften, die vom Machismo geprägt sind, erst recht.
Wie viel Anschluss- und Ausstrahlungskraft er dennoch oder gerade deshalb besitzt, zeigt sich an verschiedenen Punkten: an den Texten, in denen Frauenrechte neben den Rechten der indigenen Bevölkerung, Feminismus neben Anarchismus stehen; an Aktivitäten in Communitys, die über das Musik „machen“ hinausgehen, an Kooperationen mit Rapperinnen aus anderen mittel- und zentralamerikanischen Staaten. Eine dieser Kooperationen zieht jetzt unter dem – dann doch programmatischen – Titel „Somos Guerreras“ durchs Land. Mit dabei sind die aus Mexiko und Costa Rica stammenden Audrey Funk und Nakury (2. 7., 20 Uhr, Hafenklang). Gut gemeint und gut gemacht.
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