Nils Schuhmacher Hamburger Soundtrack: Punks Not Undead
Auch in den kommenden Wochen sind Punk-Untote unterwegs. Diesmal hören sie auf Namen wie Billy Idol (22. 7., Stadtpark), T.S.O.L. und Dickies (24. 7., Hafenklang) oder Agnostic Front (29. 7., Knust). Zusammengenommen sind sie sehr viel älter als der Hafengeburtstag, unser liebstes Kind. Und anders als bei ihm wird es nach dem 29. 7. vor allem Leute geben, die sich wundern, dass das alles eben nicht vorbei ist bzw. nie.
Ob nun Ed Sheeran (25. 7., Trabrennbahn) ein probates Nachfolgemodell wäre? Jein. Einerseits, so ließ er in einem Interview wissen, hat auch er früher „Bier getrunken und irgendwelche Dummheiten gemacht“ und findet es auch „völlig okay“, wenn das Publikum vor allem die alten Hits hören will. Er bewegt sich damit also in gewisser Nähe zu Erstgenannten. Andererseits ist er doch „lieber daheim in der Nähe meiner Familie und meiner Freunde“ und zieht sogar in Erwägung, seine Karriere gegen eine bunte Kinderschar einzutauschen. Richtig so.
Auch nicht immer falsch: auf die Textbotschaften weitgehend verzichten und den Interpretationen ihren Raum lassen wie Mount Kimbie (3. 8., Zirkuszelt am Nobistor). Gesang hört man bei dem Londoner Duo erst seit der zweiten Platte und das auch nur sehr zurückhaltend. Charakteristischer Kern ihres, vielfach als „Post-Dubstep“ bezeichneten, aber doch vor allem vielfältigen Sounds ist die Abwesenheit dominanter Bässe, mein Pluckern und Klackern, das direkt aus dem Kinderzimmer zu stammen scheint. Und vor allem ein Schweifen zwischen verschiedenen Spielarten von Indietronic, Wave und Shoegaze, das im Gesamtbild fast wie eine Suchmaschine daherkommt, in die man „Popkultur“ eingegeben hat.
Apropos Interpretationsleistung: Diese ganze Entspanntheit kann zumindest nicht verhindern, das Album auch „als musikalischen Kommentar zur Zerrissenheit der britischen Gesellschaft während des EU-Referendums und nach dem Votum für den Austritt“ zu „lesen“ (Jungle World). Einfach mal so sehen!
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