■ Soundcheck
: Nils Peter Molvaer

Gehört: Nils Petter Molvaer. Die Platte trägt den geheimnisvollen Titel Khmer. Das Live-Programm vorgestern Abend im Mojo aber hätte ganz profan „Ikea“heißen können, wäre die norwegische Saga vom Miles Davis-Fan, der es mit Drum'n'Bass und Ambient aufnimmt (für ECM), nicht schon amtlich gewesen. Auf der Bühne traut Molvaer sich nicht genug zu. Also doch Musik für Selbstabholer?

Es wurden fette Beats bemüht, einer schmiß die Wabermaschine an und dann wurde es auch schon leicht fatal, denn als Trompeter macht Molvaer ausgerechnet da weiter, wo schon Jon Ilassell und Mark Isham allzu weich gelandet sind. Wattebausch, ich tupf dir was! „Kläglich“, entfuhr es einem Typen links von mir. Und Herrn Molvaers Begleiter? Dauerwerbesendung für nichts und wieder nichts als N.P. Molvaer, das musikalische Markenprodukt mit der garantierten Verträglichkeit. In diesem Klang, sturheil auf Normalnull geeicht, schlummert die todsichere Vorruhestandsregelung. Und so simulierte der Output einen abendfüllenden Club-Urlaub auf Wolke 7 – nicht besonders aufregend. Schon wollte ich mich nach dem heimischen Ohrensessel sehnen, wo man zu dieser Musik wenigstens mit der Zeitung rascheln könnte, als Molvaer & Co. endlich ein bißchen der Kragen platzte. Nun fletschte sogar die Gitarre die Zähne, und im Publikum wurden mehr und mehr krumme Ausfallschritte riskiert.

Wer auf mehr Gewaber dieser Art, auf bessere Beats und entschieden fettere Beute aus ist: Die Kollegen Paul Motian, Joe Lovano und Bill Frisell, sozusagen auf demselben Tikket reisend, aber auf einer verlockenderen Um-laufbahn unterwegs, sind bald ebenfalls in dieser Stadt zu Gast. Andreas Schäfler