Niels Ruf mal wieder im Free-TV: Blasen, Hasen, vergeigte Pointen
Bei seiner Rückkehr ins Free-TV bleibt Niels Ruf sich treu und reißt frauenfeindliche Witzchen - wie lange noch?
Die Band braucht Bläserinnen - "auch für Instrumente". Also startete Niels Ruf einen Aufruf unter seinen Zuschauerinnen, und wenn sich keine melden, beruhigte er die Band, "könnt ihr eine von meinen haben". Ruf, bei Viva Zwei ausgebildeter bad boy des deutschen Fernsehens, hat seit Freitag wieder eine Show im Free-TV und Sat.1 wieder eine Late Night - nur: wie lange noch? Rufs Sitcom "Herzog" hat bei RTL drei Folgen durchgehalten.
Die Idee, Ruf, der zuletzt beim Pay-TV-Sender Sat.1 Comedy eine vergleichbare Show moderiert hat, auf ein größeres Publikum loszulassen, ist waghalsig. Nach Anke Engelkes Late-Night-Versuch hatte der Sender rund dreieinhalb Jahre die Finger von dem Format gelassen, an dem selbst ein Vollprofi wie Thomas Gottschalk schon gescheitert ist. Damit immerhin könnte Ruf sich die grausigen 640.000 Zuschauer schönreden, die sich in seine erste Sendung verirrt haben.
Und er hat es ihnen weiß Gott nicht leicht gemacht. Im Stand-up-Teil am Anfang hat der 34-Jährige ein paar primitive Witzchen über Kohl, Merkel und Koch gemacht, die allesamt auf Äußerlichkeiten abzielten. Dabei klebte er mit den Augen am Teleprompter - geholfen hat es nicht: Obwohl er die Kamera so stümperhaft missachtete, vergeigte er jede Pointe. Er stammelte sich durch die - "ääh, jaaa!" - ganze Show und konnte nur mit einem geschmacklosen Einspieler für Abwechslung sorgen. Darin verfrachtet er seine kleinwüchsige Sexsklavin aus dem Kleiderschrank in eine Sporttasche, um ihr später die Freiheit zu schenken.
Die Premierengäste waren genauso fad wie Rufs Witzchen. Model Eva Padberg wurde auch durch Schampus nicht schlagfertig, und auch dass Geiger David Garrett eine vermeintliche Stradivari mitgebracht hat, die Ruf in ihre Einzelteile zerlegte, konnte die Show nicht retten. Dieter Hallervordens Sketch "Palim Palim" ist Hochkultur dagegen.
TORSTEN LANDSBERG
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