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„Niedertracht“ für Wirtschaftsmacht

■ Beckmeyer erwischt Lenz mit seiner Sekretärin

Also eins haben bislang noch nicht einmal die Bremerhavener behauptet: Daß nämlich besonders viele bedeutende Persönlichkeiten mit der Seestadt in Verbindung gebracht werden. Außer Elvis Presley fallen spontan nur zwei ein: Werner Lenz und Uwe Beckmeyer. Ersterer war mal Bremer Wirtschaftssenator und ist jetzt Unterbezirks-Vorsitzender, anderer war mal Unterbezirks-Vorsitzender und ist nun Bremer Wirtschaftssenator.

Wenn sich gleich zwei so bedeutende Persönlichkeiten des aktuellen Zeitgeschehens auf einem so kleinen Teller drehen, dann muß irgendwann einmal einer über den Rand fallen. Vor allem dann, wenn von beiden geschubst, getreten, gekratzt und geschlagen wird.

Man kann Werner Lenz nun alles mögliche nachsagen, eins nicht: Nämlich, daß er mit Vorliebe andere an seiner Macht teilhaben läßt. Nun ist der Lenz in Bremerhaven seit seinem Rückzug aus der Landespolitik für die marode Wirtschaft zuständig. Aber nicht nur er. Seit dem 1.11.1987 hat die Wirtschafts-Förderungsgesellschaft Bremen in Bremerhaven eine eigene Außenstelle eingesetzt. Und auf diese Gesellschaft mit beschränkter Haftung hat Werner Lenz keinen Zugriff. Aufsichtsratsvorsitzender ist - na eben: Uwe Beckmeyer. Da wird es kaum Zufall sein, daß die Lenz -Vertraute und Ex-SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Karin Tuczek kurz vor Ablauf der Lenzschen Dienstzeit als Wirtschaftssenator Vorzimmerdame des WFG-Leiters Thomas Müller-Debus wurde.

Wer will es da Uwe Beckmeyer verdenken, daß er gleich nach seiner Ernennung zum Wirtschaftssenator nachzog. Die Beckmeyer-Vertraute und ehemalige Fraktionssekretärin Krake wurde flugs am 1.11. Sekretärin des stellvertretenden Behördenleiters.

Damit waren die besten Voraussetzungen für einen Stellvertreter-Krieg auf Sekretärinnen-Ebene gegeben. Die erste, womöglich entscheidende Blöße gab sich dabei Karin Tuczek. Nachdem lange gemunkelt wurde, daß sie dem Lenz gab, was nicht des Lenzens ist, nämlich vertrauliche Unterlagen, fuhr sie dann auch noch mit ihm nach Hamburg zur Bootsausstellung, und das womöglich ohne Einwilligung ihres Chefs Müller-Debus.

In der nächsten Woche will nun die Wirtschaftsförderung -Gesellschaft darüber entscheiden, ob Frau Tuczek weiter Sekretärin sein darf. Lenz tobt derweil über die menschliche Niedertracht und sinnt darüber nach, wie er den Behördenleiter Müller-Debus loswerden kann. Und weil Lenz in seinem Zorn unberechenbar ist, hat die WfG den erstmal in Urlaub geschickt. Ob der nun da ist, oder nicht: Einen Betrieb hat die WfG bislang sowieso noch nicht angesiedelt.

Rosi Roland

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