Niederlage Puigdemonts in Katalonien: Das Momentum ist vorbei
Die katalanischen Separatisten haben keine Mehrheit mehr. In der spanischen Region wählte man lieber pragmatisch.
D ie katalanische Unabhängigkeitsbewegung hat deutlich an Zuspruch verloren. Das zeigt das Wahlergebnis vom Sonntag. Erstmals seit den 1980er Jahren gibt es keine Parlamentsmehrheit für die nationalistischen katalanischen Parteien. Stimmenwechsel hin zu den auch in Madrid regierenden Sozialisten und vor allem diejenigen, die zu Hause blieben, sind dafür verantwortlich.
Die Unabhängigkeitsbewegung lebte von einer Welle der Begeisterung und vom Wunsch, ein besseres Katalonien zu schaffen. Nichts davon ist geblieben. Nach dem Referendum 2017, der Unabhängigkeitserklärung, die nur symbolisch blieb, zerstritten sich die Befürworter der Unabhängigkeit. Eine Koalition der Republikanischen Linken Kataloniens (ERC) und Junts, der Formation des im Exil lebenden Carles Puigdemont, zerbrach.
Eine Minderheitsregierung wurschtelte sich durch; ERC-Regierungschef Pere Aragonès konnte nicht einmal einen Haushalt aushandeln – Junts versagte ihm die Unterstützung. Neuwahlen sollten deshalb zum Befreiungsschlag werden – aber das ging nun gehörig schief. Die ERC verlor 13 der 33 Abgeordneten. Dass Puigdemont 3 Sitze dazugewinnen konnte, wiegt das nicht auf.
Die Zeiten haben sich geändert. Anders als noch während des Referendums hat Madrid ein freundliches Gesicht. Der dort regierende Pedro Sánchez spricht nicht wie sein konservativer Vorgänger Mariano Rajoy von Konfrontation und Repression, sondern von Aussöhnung – und er setzt diese mit Begnadigung und Amnestie um.
Ein wichtiger Teil derjenigen, die den Weg an die Urnen fanden, erkannten diese Bemühungen an und straften zugleich die Unabhängigkeitsbewegung für ihre Zerstrittenheit und fehlende Realpolitik ab. Die Menschen wollen – nur zu verständlich – Lösungen für ihre Probleme. Darauf hofften sie, als sie sich von Spanien unter der konservativen Partido Popular, die das Land totsparte, lossagen wollten. Und darauf hoffen sie auch jetzt, wo sie die Sozialisten zur stärksten Kraft machten. Kurz: Sie wählten Pragmatismus statt Zukunftsträume.
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