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Archiv-Artikel

hamburg heute „Nie im Selbstlauf gescheitert“

Sahra Wagenknecht analysiert die aktuelle Finanzkrise und fordert mehr Widerstand

Von CJT

taz: Frau Wagenknecht, Sie haben die Finanzkrise vorausgesagt. Empfinden Sie deren Eintreten als Triumph?

Sahra Wagenknecht: Eine Krise kann nie ein Triumph sein. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht. Aber die Krise wirft einmal mehr die Frage auf, ob wir uns wirklich in einem Wirtschaftssystem einrichten wollen, dass immer wieder solche Krisen produziert – oder ob nicht endlich die Zeit da ist, sich über Alternativen Gedanken zu machen.

Glauben Sie, dass es zu einer revolutionären Situation kommen wird?

Ich glaube, dass die meisten Menschen nicht in einer Gesellschaft leben möchten, in der ein Prozentpunkt Rendite mehr zählt als die Perspektive von Tausenden.

Aber glauben Sie, dass das bestehende System an dieser Krise scheitern wird?

Der Kapitalismus ist noch nie im Selbstlauf gescheitert. Es hängt davon ab, ob Mehrheiten bereit sind, sich zu wehren – auch außerhalb der Parlamente.

Sind Sie dagegen, dass der Staat in die Banken investiert?

Es geht darum, auch die Eigentumsverhältnisse und das Geschäftsmodell zu ändern, statt nur die Verluste zu sozialisieren.

Verstaatlichung statt Subvention?

Es muss ja nicht staatliches Eigentum bleiben. Es kann an die Länder, Kommunen oder an die Beschäftigten weiter gegeben werden. INTERVIEW: CJT

Sahra Wagenknecht liest um 18 Uhr im Curio-Haus (Rothenbaumchaussee 15) aus „Wahnsinn mit Methode“

Fotohinweis: SAHRA WAGENKNECHT, 39, Abgeordnete