: Nichts gewusst
betr.: „Der Alptraum Abschiebung“, taz nrw vom 6.07.2005
Es ist noch nicht so lange her, da haben Behörden „auch nur ihre Pflicht getan“. Es ist noch nicht so lange her, da hat die Bevölkerung weggeschaut. Es ist noch nicht so lange her, da haben sie Nachts unerwünschte Menschen aus ihren Wohnungen geholt und weggebracht. Keiner von Ihnen wurde je wieder gesehen. Alle sagten zum Schluss: „Davon haben wir nichts gewusst“. Heute heißt es: „Sollen Sie doch dahin gehen wo sie hergekommen sind“.
DOROTHEA SCHULTE-HUERMANN, Sunder-Stockum
Das, was zur Zeit abgelehnten Asylbewerbern im Sauerland widerfährt, erinnert an den Todessprung des Kemal Altun, der im August 1983 gewaltsam in den Folterstaat Türkei abgeschoben werden sollte. Altun sprang damals aus dem Fenster, weil der deutsche Rechts-Staat in Gestalt des christ-sozialen Innenministers Friedrich Zimmermann an ihm ein Exempel statuieren wollte. Jetzt beruft sich die Ausländerbehörde des Hochsauerlandkreises ebenfalls auf das verantwortliche Innenministerium (in Düsseldorf christdemokratisch, in Berlin sozialdemokratisch), das die politische Linie vorgebe. Was den Umgang mit unerwünschten Menschen betrifft, hat sich in den vergangenen 22 Jahren in Deutschland offenkundig nichts geändert. [...] UWE TÜNNERMANN, Bochum