piwik no script img

Nicht mal ein Stau zur Autoschau

■ Die Internationale Automobil-Ausstellung verzeichnet Einbruch bei den Besucherzahlen um 24 Prozent / Verkehrsminister kritisiert die Modellpolitik / VW- und Opel-Chefs beim gemeinsamen Essen gesichtet

Frankfurt/Main (dpa/taz) – Nicht einmal Daimler-Benz-Chef Edzard Reuter hat die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main beehrt. Er suchte lieber nach neuen Absatzmärkten für die Daimler-Töchter Mercedes (letzte Woche in Moskau) und Dasa (im kasachischen Baikonur). Parallel zu den Verkaufszahlen der deutschen Autoindustrie im Inland sackte jetzt auch die Zahl der Besucher für die größte Autoverkaufsschau weg: um 24 Prozent. Statt der von den Veranstaltern erwarteten 94.000 Interessierten kamen am Samstag, dem ersten Publikumstag, nur 76.500 Auto-Interessierte zum Frankfurter Messegelände – 1991 waren es am Vergleichssamstag 100.800 Besucher gewesen.

So gab es nicht einmal richtige Staus rund um Frankfurt. Die Ordnungskräfte auf der Autoschau sprachen am Sonntag von einem „schön ruhigen, problemlosen“ Wochenende. Nur vereinzelt hätten sie sich mit Taschendieben und Autoknackern beschäftigen müssen. Auf dem Messegelände bewegten sich Ströme der IAA-Besucher in geordneten Bahnen, auch wenn es hier und da zu Engpässen kam. Auf wenig Resonanz stieß eine gegen die Schau gerichtete Demonstration von Fahrradfahrern, an der sich bei regnerischem Wetter nur 35 Radler beteiligten.

Daß die deutsche Autoindustrie nicht auf der Höhe der Zeit sei, kritisierte am Wochenende Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU), der der Branche Versäumnisse bei der Entwicklung schadstoffarmer Autos vorwarf. Unter den 1.060 Ausstellern aus 41 Ländern dominierten wie eh und je die PS-starken Pkws.

Gleichzeitig trudelten neue Negativmeldungen aus der Branche ein: So wird die Mercedes-Benz AG ab dem 1. Januar 1994 eine Reihe von freiwilligen Sozialleistungen streichen, wie die Unternehmensleitung mitteilte. Und Peugeot kündigte für 1994 einen Abbau von weiteren 2.550 Stellen an. Bei Mercedes werden künftig die Entfernungszulage, die Einkleidungsbeihilfe für Mitarbeiterkinder bei Kommunion und Konfirmation, der einmalige Betrag bei der Geburt eines Kindes, persönliche Kleindarlehen sowie Erholungs- und Jubilaraufenthalte entfallen.

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Karl Feuerstein, sieht durch den Schritt den sozialen Frieden bei Mercedes massiv gestört. Der Vorstand trage die volle Verantwortung, wenn es zu „Reaktionen der Belegschaften“ komme.

Derweil wurden die wegen des Vorwurfs der Industriespionage zerstrittenen Chefs von VW und Opel bei einem gemeinsamen Essen gesichtet. Wie ein VW-Sprecher bestätigte, haben neben einer Reihe von Managern auch VW- Einkaufschef José Ignacio López, VW-Chef Ferdinand Piech sowie der Chef von General Motors Europa, Louis R. Hughes, und Opel- Chef David J. Hermann am Freitag abend an einem Essen teilgenommen. Dazu hatte VW-Aufsichtsrat Walther Leisler Kiep turnusmäßig zur IAA eingeladen. Die Stimmung soll, so VW-Sprecher Otto Wachs, „ausgesprochen locker“ gewesen sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen