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Archiv-Artikel

Nicht alle Tage nur Stunk

Nächstes Jahr feiert das Pantheon Theater in Bonn sein 20-jähriges Jubiläum. Gewitzelt wird aber schon jetzt: Von Wladimir Kaminer über wahnsinnige Musik bis Sissi Perlinger reicht das Programm

VON NINA SELZER

Was macht das Pantheon in Bonn so außergewöhnlich? Genau zwei Monate zu früh, nämlich am 11. September, feiern die rheinischen Jecken in diesem Jahr bereits Karneval: Bei „Stunk un-plugged“ werden im Pantheon sechs Tage lang die besten Kabarettnummern aus 22 Jahren Kölner Alternativkarneval präsentiert, dargeboten von 16 lustigen Närrinnen und Narren. Das sind ehemalige und aktuelle Ensemblemitglieder der Stunksitzung. Moderiert wird der Spaß von Ex-Stunksitzungspräsident Reiner Rübhausen.

Schon seit Oktober 1987 bietet der so genannte „Satire-Tempel“ Pantheon mit Kabarett, Comedy, Musik, Lesungen, Theater und Tanznächten abwechslungsreiche Unterhaltung und lässt sich auch in diesem Jahr kaum einen Ruhetag: Schon eine Woche nach den Kölner Stunkern geht‘s mit den dritten „Pantheon-Lesetagen“ pointenreich weiter. An acht Abenden bieten Autoren, Entertainer und Schauspieler ein Programm mit viel schwarzem Humor für „echte Satire-Gourmets“. Rocko Schamoni macht mit „Dorfpunks (und anderen Texten)“ den Auftakt, gefolgt von Serdar Somuncus unverschämter „Stand-Up-Geschichtsaufklärung – Getrennte Rechnungen – Hitler Kebab“. „Russendisko“-Kultautor Wladimir Kaminer liest zunächst unter dem Motto „Russische Nachbarn“ einige Kurzgeschichten und spielt anschließend am Mischpult mit DJ Yuriy Gurzhy mit russischem Pop zum Tanz auf . Zum Abschluss zeigt Film- und Fernseh-Spaß-Entertainer Dirk Bach seine Interpretation von Walter Moers „Die Stadt der träumenden Bücher“ und verspricht damit einen Ausflug ins wahre „Zauberreich der Literatur“.

Ansonsten lockt das Pantheon noch mit anderen Veranstaltungen, wie der eigenen alternativen Karnevals-Show „Pink-Punk-Pantheon“, die seit ihrer Gründung 1983 die älteste deutsche Karnevalssitzung ist. Wie schon bei der Gründung des Bonner Kabarett-Tempels, hat hier auch Rainer Pause (wohl eher bekannt als anarchischer „Fritz Litzmann“) seine Finger mit im Spiel. Die Verleihung des „Prix Pantheon“, der immer Ende April in drei Kategorien verliehen wird und sogar vom WDR und 3Sat übertragen wird, gehört zu den jährlichen Highlights.

Mit „Quatsch keine Oper!“ bietet das Pantheon zusammen mit dem Theater Bonn in der Oper jetzt eine außergewöhnliche Veranstaltungsreihe. Die Grenzen zwischen Komödie und Kabarett, Musiktheater und Musikkabarett zerfließen hier. Zu Gast in diesem Jahr ist neben Herbert Knebel und Helge Schneider auch Sissi Perlinger zu Gast, die mit ihrer rasanten Bühnenshow „Singledämmerung“ im November für einen schrillen Abend sorgen wird. Als roter Faden dient ihr dabei eine an alten Mythen angelehnte Märchenstruktur. Die Bühnenfee produziert einen ganz eigenen Optimismus, der zwischen Hip Hop übers klassische Ballett bis zum indischen Tempeltanz pendelt. Eine wahre Heldinnentour mit einem frechen und glücklichen Single: „Ihr könnt mich jetzt zwei Stunden lang nicht wegzappen.“