Next Stop Nagano: „Die Vögel“ in Nippon
■ Ein bißchen mehr Gekreisch führt Funaki zu Gold – und könnte auch Gretzky helfen
Hat Sie schon mal eine Verkehrsampel dämlich von der Seite angequatscht? Oder ein Fahrstuhl? Oder gar eine Autowaschanlage? In Nagano ist so etwas nichts Ungewöhnliches. Wahrscheinlich liegt der Grund für die große Kommunikationsbereitschaft hiesiger Automaten darin, daß die Einheimischen selbst so zurückhaltend sind. Sogar beim Sport.
„Es ist schön, daß die norwegische Blaskapelle da ist, denn wir Japaner sind sehr still“, sagt ein Zuschauer beim Eisschnellaufen, wo sogar der Jubel über Shimizus Sprint-Goldmedaille eine relativ kurze Eruption war und schnell in beifälliges Klatschen überging.
Kein Vergleich mit dem tosenden „USA!“-Gebrüll, das in Atlanta die Konkurrenz entnervte. Während die kleine, stark angesäuselte deutsche Schar beim Hackl-Rodeln den ganzen Berg hinauf zu hören war, kamen die Japaner selbst bei Haradas vermeintlichem Goldsprung von der 90-Meter- Schanze über eine Art verstärktes Raunen nicht hinaus, so als hätten sie geahnt, daß der Satz des Skispringers zu kurz sein würde. Gestern an der Großschanze hatten sie sich ein wenig gesteigert. Gleich gab es Gold für Funaki, und sogar Harada bekam diesmal etwas ab – nämlich Bronze.
Ganz anders war die Atmosphäre bei den Spielen der japanischen Eishockey-Mannschaft. Da verursachte das sehr jugendliche Publikum ein ohrenbetäubendes Dauerkreischen, das stark an die Geräuschkulisse von Hitchcocks „Die Vögel“ gemahnte. Mit Erfolg – das Team holte einen Sieg und ein Unentschieden. Die Japaner sollten zwecks weiterer Goldgewinnung eine solche Variante der Anfeuerung unbedingt auch beim morgigen Mannschaftsspringen zur Anwendung bringen. Oder wenigstens einen Automaten aufstellen, der diese Aufgabe übernimmt.
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Als Wayne Gretzky 1982 in Helsinki zum ersten und einzigen Mal an einer WM teilnahm, waren die Erwartungen riesig. Der gefeierte Star aus Edmonton in der Blüte seiner damaligen 21 Jahre, das versprach ein Eishockey-Leckerbissen zu werden. Aber die ersten Auftritte verliefen enttäuschend. Statt Zaubereien vorzuführen, blieb der Superstar blaß. Das änderte sich bald. Am Ende wurde Kanada Dritter, und Gretzky war zum Topscorer und besten Spieler des Turniers avanciert. Nun, am Ende seiner Karriere bei Olympia angekommen. Beginnt die Sache ähnlich. Einige schöne Pässe, ein paar gewandte Dribblings, aber in zwei gewonnenen Spielen gegen Weißrußland (5:0) und Schweden (3:2) kein Tor und kein Assist.
Die Fans, die bei jeder Puckberührung des Stürmers hoffnungsfroh aufjauchzen, sind sichtlich enttäuscht, wenn er sich kurze Zeit später wieder einmal kopfschüttelnd auf die Bank begibt. Sicher ist: Auch diesmal wird „The Great One“ noch glänzen können; genauso sicher: Topscorer wird er in Nagano nicht. Da haben ihm auch in der NHL längst Leute wie Forsberg, Sundin, Selanne oder Sakic den Rang abgelaufen. Mit Gretzkys erträumtem Olympiasieg hingegen könnte es nach den bisherigen Darbietungen der Kanadier durchaus klappen.
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„Wir haben von Atlanta gelernt“, versprechen die Organisatoren der Spiele von Nagano im Medienhandbuch. Gelernt hat man unter anderem, daß es angebracht ist, die Volunteers auf die Journalisten vorzubereiten. Diese stünden unter großem Streß, wurde dem Hilfspersonal mitgeteilt, es könne vorkommen, daß sie in einem gereizten oder gar aggressiven Tonfall sprächen. Dann solle man die Ruhe bewahren, aber auf gar keinen Fall zusammenbrechen und weinen. Offizieller Ratschlag zur Krisenbewältigung: „Zurückbrüllen!“ Matti
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